Deutsche haben gespaltenes Verhältnis zum Christentum

Umfrage: Wie christlich ist Deutschland?

Veröffentlicht am 20.12.2017 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 
Eine Deutschland-Flagge und ein vergoldetes Turmkreu
Bild: © KNA
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Frankfurt ‐ Die Deutschen haben ein gespaltenes Verhältnis zum Christentum: Einerseits halten sie Deutschland für ein sehr christlich geprägtes Land. Doch persönlich leben sie den Glauben immer seltener.

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Die Deutschen pflegen laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach ein gespaltenes Verhältnis zum Christentum. Einerseits halten viele Befragte Deutschland für ein christlich geprägtes Land; andererseits nimmt die Bedeutung des christlichen Glaubens stetig ab, wie Allensbach-Projektleiter Thomas Petersen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch) schreibt.

Die Ansicht, dass ihr Land stark vom Christentum geprägt ist, teilten demnach 63 Prozent der Deutschen; vor fünf Jahren waren es nur 48 Prozent. 56 Prozent vertraten die Meinung, Deutschland solle auch in der Öffentlichkeit deutlich zeigen, dass es ein christliches Land sei. Fast einhellig wird mit 85 Prozent der Vorschlag abgelehnt, einen christlichen Feiertag zu streichen und stattdessen einen islamischen Feiertag einzuführen.

Zahl der "Ab-und-zu-Kirchgänger" halbiert

Der Anteil der Muslime in Deutschland liege bei "knapp sechs Prozent", schreibt Petersen. Der evangelischen oder katholischen Kirche gehörten rund 55 Prozent der Deutschen an; unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg seien es mehr als 90 Prozent gewesen. Nur noch 32 Prozent der Kirchenmitglieder gehen laut der Umfrage wenigstens ab und zu in die Kirche; in den 1960er Jahren waren es noch 60 Prozent.

Die "Kernbestände" des Christentums verlören an Bedeutung, geblieben sei stattdessen eine "vage Spiritualität", so Petersen weiter. So sagten 1986, als die Frage erstmals gestellt wurde, 56 Prozent der Befragten in der alten Bundesrepublik, sie glaubten daran, dass Jesus Christus der Sohn Gottes sei. Heute geben noch 41 Prozent der Westdeutschen diese Antwort. Bei der Aussage "dass Gott die Welt geschaffen hat" ist den Angaben zufolge ein Rückgang von 47 auf 33 Prozent zu verzeichnen.

Bild: ©ArTo/Fotolia.com

Nur noch rund ein Drittel aller Kirchenmitglieder besuchen ab und zu einen Gottesdienst.

Im Jahr 1965 erinnerte sich in Westdeutschland noch 62 Prozent der Befragten daran, dass in ihrer Kindheit vor oder nach den Mahlzeiten ein Tischgebet gesprochen wurde; aktuell tun dies noch 41 Prozent der Westdeutschen. Dass auch heute noch in ihrem Haushalt ein Tischgebet gesprochen werde, sagen neun Prozent.

Unverändert hoher Glaube an überirdische Macht

Im Gegensatz dazu blieb der Anteil jener, die daran glauben, dass es eine überirdische Macht gibt, fast unverändert: 1986 waren es 49 Prozent, nun sind es 48 Prozent. An die Existenz von Engeln glaubten damals 22 Prozent, heute sind es 30 Prozent. Noch deutlicher fällt der Anstieg beim Glauben an Wunder aus: von 33 auf 51 Prozent. Nach den Worten von Allensbach-Projektleiter Petersen ein Beleg dafür, dass sich die Bildsprache und "manche plakative Randaspekte" vergleichsweise gut angesichts einer fortschreitenden "Entchristlichung der Gesellschaft" behaupten.

Mit Blick auf die Frage, wer den Kirchen den Markt um emotionalen Halt streitig macht, hält Petersen fest: "Es spricht einiges dafür, dass die Ökologiebewegung hier die wichtigste Rolle spielt beziehungsweise die ihr zugrundeliegenden Annahmen von einer guten, aber durch menschliches Fehlverhalten gefährdeten Natur." (KNA)