DBK-Vorsitzender gegen Umdefinierung des Ehebegriffs

Marx erneuert Kritik an der "Ehe für alle"

Veröffentlicht am 23.12.2017 um 09:57 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Bonn/Berlin ‐ Die Ehe sei älter als der Staat, sagt Kardinal Reinhard Marx - und deshalb dürfe die Politik die Ehe auch nicht umdefinieren. Der DBK-Vorsitzende sieht dabei ein Verfassungsorgan auf seiner Seite.

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Der Staat darf nach Auffassung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die Ehe nicht einfach umdefinieren. "Die Ehe sollte auf die Beziehung zwischen Mann und Frau bezogen bleiben", sagte der Erzbischof von München und Freising der "Welt am Sonntag". Sie sei eine Verbindung von Mann und Frau und auf Weitergabe des Lebens ausgerichtet; das habe bislang auch das Bundesverfassungsgericht immer so gesehen. Die Ehe sei älter als der Staat und "gewissermaßen die Voraussetzung dafür, dass es den Staat überhaupt gibt", fügte Marx hinzu. Dies bedeute keine Diskriminierung von Lebenspartnerschaften.

Im Zusammenhang mit der Debatte um Leihmutterschaft, Eizellspende und Elternschaft warnte der Kardinal davor, "dass man das Kind in solchen Debatten zum Produkt macht und dass es angeblich ein Recht auf ein Kind gibt". Es würden Wege und Mittel eingesetzt, um dieses angebliche Recht umzusetzen. "Das Kind wird zum Objekt. Das verletzt die Menschenwürde. Niemand hat ein Recht auf ein Kind", sagte er.

Marx erwartet "Renaissance des Marxismus"

Im Interview plädierte der Kardinal zudem für eine Zähmung des globalen Kapitalismus. Dieser habe in den vergangenen Jahrzehnten viele negative Folgen gehabt und zu einem massiven Gefühl der Verbitterung geführt. Daher erwarte Marx auch ein Wiedererstarken antikapitalistischer Ideologien: "Ich bin sicher, dass wir eine Renaissance des Marxismus erleben werden. Marx hatte in einigen Bereichen in der Analyse durchaus recht, etwa was er über die Akkumulation des Kapitals und den Warencharakter der Arbeit sagte."

Der Westen habe der Marktwirtschaft besonders nach der Wende 1989 "freien Lauf gelassen", kritisierte der Kardinal. "Johannes Paul II. hat schon 1991 gesagt: Wenn der Kapitalismus nicht die Fragen der Gerechtigkeit löst, dann werden die alten Ideologien wiederkommen. Das gilt bis heute." Marx betonte, es sei dringend notwendig, die Idee der sozialen Marktwirtschaft weltweit umzusetzen. Deutschland habe die soziale Marktwirtschaft nach 1945 eingeführt und große soziale Erfolge erzielt. "Nun geht es darum, ein vergleichbares globales Rahmenwerk zu schaffen und Institutionen, die dafür eintreten." Notwendig sei eine neue Verantwortlichkeit auf der internationalen Ebene. "Das ist sehr schwierig, aber dennoch nötig. Das Pariser Klimaabkommen war ein solcher Versuch." (kim/KNA)