Kardinal Maradiaga weist Finanzvorwürfe erneut zurück
Der honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga hat Vorwürfe finanzieller Unregelmäßigkeiten erneut zurückgewiesen. In einem zu Weihnachten mit der italienischen katholischen Tageszeitung "Avvenire" geführten Interview sagte der Erzbischof von Tegucigalpa, es habe zwar Zahlungen an eine von ihm gegründete Katholische Universität gegeben, die Gelder seien jedoch "nicht zum persönlichen Gebrauch des Kardinals" bestimmt gewesen. Eigentümerin der Hochschule sei die Erzdiözese und diese erhalte monatliche Zahlungen für die pastorale Arbeit. Maradiaga erklärte weiter, die Vorwürfe seien alt und Papst Franziskus darüber informiert.
Der Enthüllungsjournalist Emiliano Fittipaldi hatte im italienischen Magazin "Espresso" berichtet, Maradiaga sei in einen Finanzskandal verwickelt. Er habe jahrelang 35.000 Euro monatlich von der Katholischen Universität in Honduras erhalten. Zudem solle er "Investitionen in Millionenhöhe" in Londoner Firmen getätigt haben; die Gelder seien dann aber "verschwunden".
Maradiaga ist Vorsitzender des Kardinalsrates ("K9") und damit ein wichtiger Berater des Papstes für die Reform der römischen Kurie. Die Anschuldigungen hatte der Kardinal zuvor bereits in einem Interview des US-Portals CNA zurückgewiesen. Es handele sich um "Halbwahrheiten, die letztlich die schlimmeren Lügen" seien. Die Vorwürfe gingen offenbar auf einen Manager der Katholischen Universität Honduras zurück, der 2016 wegen Diebstahls entlassen worden sei. Kurz darauf sei ein anonymes, ihn diffamierendes Schreiben mit jenen Anklagen aufgetaucht, die jetzt in Rom veröffentlicht worden seien.
Maradiaga warf die Frage auf, warum diese Vorwürfe nun neu veröffentlicht würden, obwohl sie schon über ein Jahr bekannt seien. Das geschehe kurz vor seinem 75. Geburtstag, an dem er dem Papst laut dem Kirchenrecht seinen Amtsverzicht anbieten müsse. Offenkundig gehe es darum, die Reformen von Papst Franziskus zu gefährden.
Dem "Espresso"-Journalisten warf der Kardinal Unprofessionalität vor; der Autor des Berichts habe ihn vor der Publikation des Artikels nicht zu den Vorwürfen befragt. "Eine solche Menschen zerstörende Art der Berichterstattung darf nicht ernst genommen werden: Wer so etwas praktiziert, bringt sich selbst in Misskredit", sagte Maradiaga dem "Avvenire".
Der "Espresso" berichtete auch über angeblich in Honduras laufende Ermittlungen, weil die Regierung des Landes "enorme Summen" in kirchliche Stiftungen investiert haben soll, mit denen Maradiaga in Verbindung gestanden habe. Dazu sagte der Kardinal, es gebe ein Abkommen mit dem Bildungsministerium, das eine katholische Stiftung subventioniere. Diese Stiftung produziere Fernsehprogramme und Druckerzeugnisse zu Bildungszwecken. Es gebe dort regelmäßige Wirtschaftsprüfungen, bei denen "hin und wieder" auch "Unregelmäßigkeiten" gemeldet würden. Bezüglich der Verwendung der Stiftungsgelder herrsche jedoch "völlige Transparenz".
Medienberichten zufolge soll Papst Franziskus dem Kardinal zu Weihnachten per Telefonat den Rücken gestärkt haben: Der Papst habe ihm gesagt: "Es tut mir sehr leid für all das Böse, das dir zugefügt wurde - aber sorge dich nicht", zitierte das Internetportal "Vatican Insider" (Sonntag) aus einem TV-Interview Maradiagas mit dem Sender Suyapa Medios. Er habe dem Papst geantwortet, er sei "in Frieden". (KNA)