Münchens früherer OB über eine Begegnung mit dem Kardinal

Ratzinger spielte Valentin-Sketch im Vatikan

Veröffentlicht am 15.01.2018 um 13:45 Uhr – Lesedauer: 
Joseph Ratzinger vor dem Petersdom
Bild: © KNA
Humor

München ‐ Münchens früherer Oberbürgermeister Christian Ude hielt am Wochenende die Laudatio zur Verleihung des Karl-Valentin-Preises. Dabei erzählte er auch eine kleine Anekdote über den späteren Benedikt XVI.

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Für seinen feinsinnigen Humor ist der emeritierte Papst Benedikt XVI. oft gerühmt worden. Dass er auch ein komödiantisches Gen besitzt, verriet nun Münchens früherer Oberbürgermeister Christian Ude. Der damalige Kardinal Joseph Ratzinger habe ihm als Präfekt der Glaubenskongregation in seinem Amtszimmer auswendig einen Sketch von Karl Valentin vorgespielt, berichtete Ude. Dabei habe er mit variierender Stimme alle Rollen selbst gesprochen.

Anlass für Udes Anekdote war seine Laudatio zur Verleihung des diesjährigen Karl-Valentin-Preises der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla an den Fußballer Philipp Lahm. Ude kommentierte die unverhoffte Sketch-Einlage Ratzingers laut "Süddeutscher Zeitung" in seiner Rede mit den Worten: "Was hätte ich dafür gegeben, wenn ich das damals schon mit einem Handy hätte filmen können!" Begonnen hatte der SPD-Politiker das Gespräch mit Ratzinger damals nach eigenen Angaben mit dem Hinweis, dass sie beide Träger des Valentin-Ordens seien. Welchen Sketch Ratzinger ihm daraufhin vorspielte, ließ Ude offen.

Das Privileg der Narren

Ratzinger selbst war 1989 mit dem Karl-Valentin-Orden ausgezeichnet worden, ein Jahr nach dem Showmaster Rudi Carrell und zehn Jahre vor Ude. Verdient habe sich Ratzinger den Orden mit seinem Ausspruch "Ich bin nicht befugt, aus dem Vaterunser ein Mutterunser zu machen", so der bayerische Schriftsteller und Regisseur Georg Lohmeier damals in seiner Laudatio. Entgegengenommen hatte die Auszeichnung seinerzeit allerdings nicht Ratzinger persönlich, sondern seine Schwester Maria. Auf die Frage, ob es denn im Vatikan überhaupt Humor gebe, antwortete sie damals laut einem Pressebericht ganz im Sinne von Valentin: "Den gibt's, aber ich kann nicht Italienisch.

Als Münchner Theologie-Student hatte der emeritierte Papst 1948 einen 15 Kilometer langen Fußweg auf sich genommen, um dem von ihm bewunderten Komiker und "grandiosen Münchner Künstler" (1882-1948) die letzte Ehre zu erweisen. Als junger Bonner Theologie-Professor spielte er seinen Studenten bisweilen zuhause eine Schallplatte von Valentin vor.

Es sei das Privileg der Narren, die Wahrheit sagen zu dürfen, schrieb Ratzinger in seinem Redetext anlässlich der Ordensverleihung von 1989. Er fügte hinzu: "Nachdem es mir von Berufs wegen zufällt, die Wahrheit zu sagen, bin ich recht froh, dass ich nun amtlich in den Stand derer aufgenommen bin, die dieses Privileg haben." (tja)