Papst trifft ältesten Bischof der Welt
Als sich Papst Franziskus im Rahmen seiner Reise nach Chile am Dienstagabend mit 34 Bischöfen des Landes traf, war auch ein ganz besonderer Oberhirte dabei: Bernardino Piñera Carvallo. Der emeritierte Erzbischof ist mit seinen 102 Jahren der älteste katholische Bischof der Welt. Bislang erlebte er neun Päpste, 24 chilenische Präsidenten und zwei Weltkriege. Franziskus begrüßte Piñera zu Beginn des Zusammentreffens persönlich und wies auf seine bald sechs Jahrzehnte umfassende Erfahrung als Bischof hin.
Piñera wurde 1915 als Sohn chilenischer Eltern in Paris geboren. Er gehört einer Familie der chilenischen Oberschicht an, die zahlreiche Unternehmer und Politiker hervorgebracht hat. So auch den bereits gewählten zukünftigen Präsidenten Chiles, Sebastian Piñera, dessen Onkel der Erzbischof ist. Bernardino Piñera hatte in Chile und den USA Medizin studiert, bevor er 1941 ins Priesterseminar des Erzbistums Santiago de Chile eintrat. 1947 wurde er mit 32 Jahren in der chilenischen Hauptstadt zum Priester geweiht.
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Nach mehreren Stationen als Geistlicher bei der Katholischen Aktion und anderen kirchlichen Verbänden sowie als Vizerektor der Katholischen Universität von Chile, machte Piñera schnell Karriere. 1958 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Weihbischof von Talca im Süden Chiles. Zwei Jahre später schickte ihn Johannes XXIII. als Bischof nach Temuco, in der Region Araukanien, dem Zentrum der Mapuche-Indianer. Dort führte Piñera 1968 eine Diözesan-Synode durch. Bis 1977 blieb er in Temuco, bis er auf seinen Bischofssitz verzichtete und nach Santiago zurückkehrte, um sich auf seine Aufgaben als Generalsekretär der Chilenischen Bischofskonferenz konzentrieren zu können. 1983 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof der Küstenstadt La Serena. 1990 wurde er dort schließlich emeritiert.
Piñera feiert in diesem Jahr das 60-jährige Jubiläum seiner Bischofsweihe. In diesen Jahren erlebte er viele historische Momente: So nahm er an allen vier Sitzungsperioden des Zweiten Vatikanischen Konzils teil und erlebte 1988 als Vorsitzender der Chilenischen Bischofskonferenz den Besuch Johannes Pauls II. in Chile, den ersten eines Papstes in der Andenrepublik.
Heute lebt der 102-Jährige in einem kirchlichen Altenheim im Stadtteil "Quinta Normal" in Santiago. "Ich fühle mich nicht wirklich alt, aber ich bin taub und etwas blind. Das schränkt mich schon ein", sagte Piñera in einem Interview mit der chilenischen Zeitung "La Nación" im vergangenen Jahr über seinen Gesundheitszustand. Er sei jedoch geistig sehr fit und nehme gelegentlich an Treffen mit den chilenischen Bischöfen teil. An Papst Franziskus lobte der emeritierte Erzbischof besonders seine Enzykliken, die er "außergewöhnlich" findet. Franziskus habe der Kirche einen neuen Stil gegeben: Er sei "einfach, herzlich und nah bei den Menschen", so Piñera. (rom)
16.01.2018, 22.20 Uhr: ergänzt um aktuelle Informationen zum Treffen des Papstes mit den Bischöfen.