ZdK-Präsident: Streit um Donum Vitae nahezu gelöst
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (Zdk), Thomas Sternberg, sieht den Streit um die Schwangerenberatung in der Kirche "wesentlich gemildert, wenn nicht sogar gelöst". Er freue sich, dass mit dem Schritt der Deutschen Bischofskonferenz auch der Einsatz seiner Vorgänger Rita Waschbüsch und Alois Glück für das Leben eine Würdigung finde, sagte Sternberg am Mittwochabend vor Journalisten in Nürnberg
Sternberg: Streit beruhte auf "großer Fülle von Missverständnissen"
Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass die Deutsche Bischofskonferenz erstmals offiziell die Arbeit des Vereins Donum Vitae ("Geschenk des Lebens") für den Schutz des Lebens würdigt. Dieser Schritt geht aus einem Schreiben des Konferenzvorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, an Sternberg hervor, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Teilen vorliegt. Der Vorgang war dem Vernehmen nach zuvor Thema bei einem turnusmäßigen Treffen der Diözesanbischöfe Anfang der Woche in Würzburg, dem sogenannten Ständigen Rat.
Donum Vitae wurde 1999 gegründet, nachdem die deutschen Bischöfe auf Geheiß des damaligen Papstes Johannes Paul II. aus der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung mit Ausstellung des Beratungsscheins ausgestiegen waren. Der Streit um Donum Vitae habe "im Wesentlichen auf einer großen Fülle von Missverständnissen" beruht, sagte Sternberg. Diese Auseinandersetzung habe es ausgerechnet beim Thema Lebensschutz gegeben, bei dem viele Jahrzehnte Laien und Bischöfe eng zusammengestanden hätten.
Über das Thema hinaus fordert der ZdK-Präsident weiter Reformen beim Priesteramt. In der Debatte um die Weihe verheirateter Männer zu Priestern sehe er deutliche Impulse des Papstes, diese Frage anzugehen. "Wenn heute ein Bischof in Deutschland den Mut hätte, ein paar Männer, vielleicht Diakone, zu Priestern zu weihen, würde er aus Rom keinen Protest erfahren", sagte Sternberg. Er wolle bei der Frage dieser sogenannten "viri probati" ("bewährte Männer") jedoch keine Debatte um den Zölibat führen, ergänzte Sternberg. Ihm gehe es darum, wie Gläubigen die Feier der Eucharistie ermöglicht werde. Er halte es auch für einen Fehler, eine Kirche ohne Priester konstruieren zu wollen.
Sternberg ermutigt Gläubige zu mehr Engagement
Gleichzeitig rief Sternberg Gläubigen zu mutigen Schritten in der Übernahme von Verantwortung auf. "Wir brauchen Menschen, die sich selbst ermächtigen als zu oft zu fragen", sagte er. Nötig seien vor Ort auch spirituelle Ansprechpartner. Dies könnten Männer, Frauen, Ehren- oder Hauptamtliche sein, die eine entsprechende Begabung hätten, "unabhängig von der Frage, welche zugeschriebene Kompetenz sie haben". Deshalb müssten dies auch keine Priester sein.
Entscheidend für die Kirche sei, auch in Zukunft in einer zunehmend weniger christlichen Gesellschaft diskursfähig zu bleiben. Nach den Worten Sternbergs ist absehbar, dass die Christen bald nicht einmal mehr die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ausmachen. Es gelte daher, in Debatten nicht allein auf die Ebenbildlichkeit Gottes zu verweisen, sondern auch auf die Menschenrechte. Dabei müsse deutlich gemacht werden, dass das Grundgesetz auf diesen ethischen Grundlagen beruhe. (bod/KNA)