Monsignore Wilfried Schumacher über Karneval und christlichen Glauben

Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn

Veröffentlicht am 07.02.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Karneval

Bonn ‐ Die Narren sind los in diesen Tagen – überall landauf und landab, besonders in den katholischen Gegenden. Der Karneval, die Fasnet, der Fasching oder der Fastelovend, scheinen so richtig in unsere Eventgesellschaft zu passen, die von einem Erlebnis zum nächsten hetzt. Aber das lustige Treiben ist viel älter, gehört zu unserer christlichen Kultur.

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Die Menschen verkleiden sich und feiern ausgelassen, aber die wenigsten wissen, was der eigentliche Anlass ist: Fastelovend ist angesagt, der Abend vor der Fastenzeit. Sie ist nicht dazu da, uns auf Diät zu setzen, weil wir uns zu viel Winterspeck angefuttert haben, sondern sie will die Menschen vorbereiten auf ein großes Fest, auf Ostern, das höchste Fest der Christen.

Deshalb fasten wir und deshalb wird vorher noch einmal kräftig gefeiert. Der Kontrast zwischen Fastnacht und Aschermittwoch könnte kaum größer sein. Theresa von Avila sagt: Wenn fasten, dann fasten, wenn Rebhuhn dann Rebhuhn.

Aus diesem Kontrast lebt auch der Narr. Er weiß, dass das Leben nicht nur aus Sonnenseiten besteht und sich nicht nur in prickelnden Sektkelchen spiegelt. Er kennt das Elend des menschlichen Lebens und seine Vergänglichkeit. Deshalb sieht er seine Aufgabe darin, andern durch seine Freude das Leben freundlicher und friedlicher zu machen.

Karnevalist aus Leidenschaft: Bonns Stadtdechant Wilfried Schumacher mit dem Bonner Prinzenpaar Andrea I. und Dirk I.
Bild: ©Stadtdekanat Bonn

Karnevalist aus Leidenschaft: Bonns Stadtdechant Wilfried Schumacher mit dem Bonner Prinzenpaar Andrea I. und Dirk I.

Auch der Beginn der närrischen Zeit im Rheinland, der 11.11. ist ein Fastnachtsabend: Der letzte Tag vor der Fastenzeit, die es im Mittelalter vor Weihnachten gab und die bis Heiligabend auch sechs Wochen dauerte.

Die närrischen Tage selbst waren ursprünglich auf die letzte Woche vor Aschermittwoch beschränkt. In vielen Sprachen wird der Donnerstag vor Karneval der "fette Donnerstag" genannt. Es war der letzte Schlachttag vor der österlichen Fastenzeit.

Echte Narren wissen noch um diese Zusammenhänge. Das offene Wort des Narren kann Dinge ins rechte Licht rücken, sein Witz hilft uns, uns selbst nicht zu ernst zu nehmen, seine Maske sagt oft mehr als missverständliche Worte, sein verschmitztes Lächeln steckt an, sein frohes Lachen verbindet, überwindet die Gräben zwischen Menschen, seine Freude kann dem Frieden den Weg bereiten.

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Karneval und christlicher Glaube gehören zusammen - und unter den Christen sind die Katholiken eher dabei als die anderen Konfessionen. Im Rheinland ist dies besonders ausgeprägt. Da gibt es Feldkuraten, Regimentspfarrer und -bischöfe bei den Garden, man versammelt sich zu Mundartgottesdiensten, die manchen frommen Katholiken erbleichen lassen, weil er hinter dem Dialekt schon fast Gotteslästerliches vermutet.

Aber den Rheinländer verbindet mit seiner Religion eine fast verliebte Vertrautheit, die vielleicht dann und wann mal zu weit geht, aber niemals böse gemeint ist. Sein Humor relativiert alles; immer aber im Wissen um ein Letztes, Gültiges, Absolutes. Er weiß: Jetzt ist Rebhuhn angesagt, dann das Fasten!

Von Wilfried Schumacher (Stadtdechant im Stadtdekanat)

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