Kirchen wehren sich gegen Bekenntnis zu Abtreibungen
Organisationen in Kanada müssen für eine Bezuschussung mit staatlichen Fördermitteln künftig das "uneingeschränkte Recht" von Frauen auf Abtreibung akzeptieren. Gegen diese Entscheidung der liberalen Regierung von Ministerpräsident Justin Trudeau haben am Montag 87 religiöse Führer Kanadas, darunter der Erzbischof von Toronto, Kardinal Thomas Collins, öffentlich protestiert.
Hintergrund ist das "Canada Summer Jobs Programm", bei dem in den Sommermonaten tausende Studenten bei Kleinunternehmen, Kirchen und karitativen Organisationen eingestellt und deren Gehälter staatlich bezuschusst werden. Die katholische Kirche und andere Glaubensgemeinschaften wollen die Anerkennung eines "Rechts auf Abtreibung" als Vorbedingung jedoch nicht akzeptieren.
In Kanada war seit 1969 ein Schwangerschaftsabbruch nur dann erlaubt, wenn Leben oder Gesundheit der Schwangeren gefährdet war. 1988 erklärte das Oberste Gericht die gesetzliche Regelung jedoch für verfassungswidrig. Seitdem existiert in Kanada kein Gesetz über Abtreibungen mehr, sodass Schwangerschaftsabbrüche theoretisch zu jeder Zeit möglich sind. Die Kanadische Bischofskonferenz hat immer wieder scharf gegen die bestehende Situation protestiert.
Keine religiösen oder ideologischen Vorbedingungen
Kardinal Collins sagte jetzt auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern anderer Religionen, man suche keinen Streit, aber es dürfe für die staatliche Unterstützung keine religiösen oder ideologischen Vorbedingungen geben.
Die Kontroverse entstand im vergangenen Jahr, als Abtreibungsbefürworter dagegen protestierten, dass ein Teil des insgesamt 220 Millionen Dollar teuren "Canada Summer Jobs Programm" an Lebensschützer-Organisationen ging. Die Abreibungsgegner sollen mit diesen Geldern unter anderem Faltblätter gegen Schwangerschaftsabbrüche finanziert haben. Als Reaktion darauf änderte die kanadische Regierung die Vergabekriterien. Antragsteller müssen nun pauschal dem "Recht auf Abtreibung" zustimmen. In den Antragsformularen ist ein entsprechendes Häkchen zu setzen.
Arbeitsministerin Patty Hajdu erklärte, der Zweck der Regelung sei nicht, religiöse Gruppen von der Unterstützung auszuschließen. Der Zuschuss dürfe jedoch "niemals für Arbeit bezahlt werden, die darauf abzielt, Rechte zu beseitigen". (tmg/KNA)