Vorläufiger Aufnahmestopp bei den Professrittern

Medien: Papst greift in Machtkampf bei Maltesern ein

Veröffentlicht am 03.02.2018 um 17:30 Uhr – Lesedauer: 
Orden

London/Wien ‐ Bei den Maltesern tritt keine Ruhe ein: Franziskus soll einen vorläufigen Aufnahmestopp bei den Professrittern des Ordens verfügt haben. Nach Medienberichten verfolgt diese Maßnahme ein bestimmtes Ziel.

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Papst Franziskus hat laut Medienberichten in einen Machtkampf im Malteserorden eingegriffen. Wie die österreichische Presseagentur Kathpress am Samstag unter anderem unter Berufung auf die britische Wochenzeitung "The Tablet" meldete, verfügte Franziskus einen vorläufigen Aufnahmestopp bei den Professrittern des Ordens. Den Angaben zufolge handelt es sich um eine "vorläufige Maßnahme" mit dem Ziel, Berufungen zu fördern, die "im Einklang mit der Identität von geweihten Personen, wie sie von der Kirche gewünscht wird", stehen, zitiert Kathpress einen Beauftragten des Papstes.

Der in der humanitären Hilfe weltweit tätige Orden, der einen eigenen völkerrechtlichen Status besitzt, war unter dem früheren Großmeister Fra Matthew Festing 2016 in eine Krise geraten. Nach einem Streit um die Amtsenthebung des Deutschen Albrecht von Boeselager als Großkanzler trat Festing Anfang 2017 auf Aufforderung des Papstes zurück. Als Übergangsleiter fungiert seither Fra Giacomo Dalla Torre. Ordensritter aus aller Welt wollen in der kommenden Woche in Rom bei einem Spitzentreffen über Reformen beraten.

Wie "The Tablet" berichtet, findet sich der vorläufige Aufnahmestopp für Professritter in einem Schreiben von Kurienerzbischof Angelo Becciu mit Datum vom 12. Januar. Der vom Papst eingesetzte Sonderbeauftragte für den Orden antworte damit auf eine Anfrage des Großkomturs Fra Ludwig Hoffmann-Rumerstein. Der Papst, so heißt es, wolle einstweilen nicht erneut in die Belange des Ordens eingreifen, behalte sich dieses Recht aber vor, sollten die Reformvorschläge nicht mit dem Geist des Ordens übereinstimmen.

Spitze gegen den Übergangsleiter Dalla Torre?

Der österreichische Adelige Hoffmann-Rumerstein spricht sich laut Bericht für eine stärkere Rolle der Professritter aus. Franziskus solle "durch seine höchste Autorität" eine Änderung in der Verfassung des Ordens durchsetzen, damit Professritter künftig die Mehrheit in allen Leitungsgremien stellen. Auch der nächste Großmeister solle wieder aus dem Kreis der Professritter stammen - allerdings ohne umfangreiche Adelsnachweise erbringen zu müssen.

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Seit Anfang des Jahres ist Baron Maciej Heydel erster Botschafter des Malteserordens in der Bundesrepublik. Im Interview mit katholisch.de spricht er über seine Aufgabe und interne Konflikte des Ordens. (Artikel vom 25. Januar 2018)

Das würde den Kreis der Kandidaten für das Amt erhöhen. Beobachter werten diesen Vorstoß des 81-jährigen Großkomturs, der "The Tablet" zufolge nicht mit der übrigen Ordensregierung abgestimmt war, allerdings als Spitze gegen den aus einer alten römischen Adelsfamilie stammenden Übergangsleiter Dalla Torre. Dieser erklärte laut Bericht in einer eigenen Einlassung an die Ordensritter, Kurienerzbischof Becciu habe ihm gegenüber betont, dass unter anderem das Armutsgelübde unter den Professrittern "substanzieller Änderungen" bedürfe, um den Anforderungen der Kirche an das Ordensleben wieder zu entsprechen.

Der Malteserorden steht in der Tradition des "Ritterordens vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem", des im 11. Jahrhundert gegründeten ersten christlichen Krankenpflegeordens. Heute gehören ihm rund 13.500 männliche und weibliche Mitglieder sowie über 80.000 ständige Freiwillige und 25.000 Angestellte an. Die rund 60 Professrittter bilden den sogenannten Ersten Stand des Malteserordens und üben schon jetzt viele Leitungsfunktionen aus. Sie haben die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams abgelegt, ohne jedoch zu einem Leben in klösterlicher Gemeinschaft verpflichtet zu sein. (KNA)