Plädoyer für die Religion
Lammert hob hervor, Religionen handelten von Wahrheiten, Politik handele dagegen von Interessen. Eine abschließende Beantwortung der Wahrheitsfrage gebe es nicht. Das mache Politik nötig und Religion möglich.
Der Bundestagspräsident äußerte sich zum Auftakt der "Wormser Religionsgespräche" , die an diesem Wochenende von der Stadt Worms und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) veranstaltet werden. Sie sind ein Beitrag zum laufenden Themenjahr "Reformation und Toleranz" im Rahmen der Lutherdekade der evangelischen Kirche, die auf das 500-Jahr-Gedenken des Reformationsbeginns im Jahr 2017 hinführen soll.
"Toleranz ist notwendig"
Auf das Leitwort des Themenjahres eingehend, äußerte Lammert in seinem Vortrag über "Politik und Religion", in einer längst schon heterogenen, multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft sei Toleranz von überragender Notwendigkeit. Sie sei nicht nur die Duldung des Anderen, sondern auch dessen Akzeptanz.
Das laufende Themenjahr der Lutherdekade wurde am letztjährigen Reformationstag zentral in Worms eröffnet. 1521 hatte sich auf einem Reichstag in der Stadt der Reformator Martin Luther unter Berufung auf sein Gewissen dem Ansinnen von Kirche und Kaiser widersetzt, seine Lehren zu widerrufen. 1541 und 1557 kam es in der Stadt zudem zu Vermittlungsgesprächen zwischen katholischen und protestantischen Theologen.
Fortführung der Religionsgespräche geplant
Der Kulturbeauftragte der Stadt Worms, Volker Gallé, kündigte gegenüber katholisch.de eine Fortführung der Religionsgespräche an. So solle es künftig alle zwei Jahre neue Dialogrunden zu wechselnden Themen geben. Damit wolle man "auf moderne Art an die multikonfessionelle Geschichte Worms" anknüpfen und zum Gespräch einladen, "das aktuelle religiöse Fragen diskutiert".
Gallé verwies in diesem Zusammenhang auf die lange Tradition der Religionsgespräche in Europa und im Nahen Osten. Der Dialog, der in diesen Gesprächen zum Ausdruck komme, stehe seit dem Mittelalter trotz seines oft uneingelösten Anspruchs zur Einigung dennoch für das Potenzial der Verständigung in religiösen Fragen. (luk/stz/KNA)