Der Kongress tanzt
Als der Gassenhauer der Mundartband "Mer losse d'r Dom in Kölle" erklingt, was mit "Wir lassen die Kirche im Dorf" nur unzureichend übersetzt ist, hält es niemanden mehr auf den Sitzen, auch nicht die Bischöfe. Da wird geschunkelt, mitgesungen und geklatscht. Schließlich zieht sogar eine Polonäse durch den Saal.
Wenn das inzwischen schon fast geflügelte Wort des gastgebenden Kölner Kardinals Joachim Meisner, bei dem Katholikentreffen handele es sich um eine Art "eucharistischen Karneval", Wirklichkeit geworden ist, dann hier, an diesem Freitagabend in der riesigen Arena in Köln-Deutz. Meisner hat sich ebenso wie mancher Amtsbruder unter das Volk gemischt. Ein sichtlich gelöster Robert Zollitsch, Freiburger Erzbischof und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, weiß, was das Publikum jetzt hören möchte: "Köln ist einfach fantastisch", ruft er der Menge zu.
Feiern ist katholische Kernkompetenz
Noch fantastischer, so Zollitsch weiter, seien höchstens die Teilnehmer am Eucharistischen Kongress. "Soviel Freude habe ich selten erlebt." Fünf Tage dreht sich bei dem Glaubenstreffen alles um das Thema Eucharistie, die im Gottesdienst vollzogene Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu. Schwere Kost, wie selbst manche Bischöfe einräumen. Aber an diesem Abend, zur Halbzeit des Kongresses, spielt das ausnahmsweise einmal keine Rolle. Stattdessen darf gefeiert werden - und dass die katholische Kirche darin eine gewisse Expertise hat, dürften ihr auch die ärgsten Kritiker zugestehen.
Das Programm besteht natürlich nicht nur aus den Bläck Fööss, die in ihrer Stadt ein Heimspiel haben. Für Gänsehaut-Stimmung sorgt beispielsweise auch der Klarinettist Giora Feidman. Der kleine Mann mit der großen Ausstrahlung gibt unter anderem ein Stück zum Besten, das auf anrührende Weise die deutsche, israelische und palästinensische Nationalhymne miteinander kombiniert. "Wir nehmen ein bissel was von hier und machen ein bissel so und so und dann haben wir eine lecker, lecker Melodie", erklärt er mit verschmitztem Lächeln das Prinzip der Komposition. Die geht schließlich über in das bekannte "Shalom chaverim" - die Arena summt mit. Standing Ovations.
Für jeden was dabei
Ebenfalls auf der Bühne: Die französische Hip-Hop-Tanzband Black Blanc Beur, die italienischen Musiker Elena Ledda und Alesandro Palmitessa, die Sängerin und Akkordeonspielerin Lydie Auvray sowie ein Essener Mädchenchor. Die beiden Moderatoren Steffi Neu und Bruno Eichel spielen sich die Bälle bei den manchmal etwas länger dauernden Umbauten gekonnt zu - und unternehmen nur selten den Versuch, die sehr unterschiedlichen Darbietungen unter ein bestimmtes Motto zu zwingen. Wozu auch? Es war schlicht für jeden etwas dabei. Das wird sich, so hoffen die Veranstalter, am Ende auch über den gesamten Kongress sagen lassen.