Vatikan: Palliativmedizin ist keine Euthanasie
Mit einem neuen Projekt wirbt der Vatikan weltweit für Palliativmedizin und die menschliche Begleitung sterbenskranker Menschen. Die Initiative "PAL-Life" wird bei einem zweitägigen internationalen Kongress der Päpstlichen Akademie für das Leben offiziell vorgestellt. Dabei soll es auch um eine differenzierte Unterscheidung zwischen Maßnahmen der Palliativmedizin und der Euthanasie gehen.
Ziel der Palliativmedizin ist nicht mehr Heilung, sondern bestmögliche Lebensqualität für sterbenskranke Menschen. Im Mittelpunkt stehen Wünsche und Befinden des Patienten, etwa die Linderung von Schmerzen, Trockenheit im Mund oder Atemnot.
Zu dem Thema sei oft viel zu wenig bekannt, kritisierte der Präsident der Akademie, Bischof Vincenzo Paglia, am Mittwoch in einem Interview mit Vatican News. "Palliativmedizin begleitet, Euthanasie unterbricht. Das ist etwas ganz anderes!", so Paglia. Er finde es unsäglich, dass Palliativmedizin und Euthanasie manchmal in einen Topf geworfen würden. Auch deshalb richte die Akademie zu dem Thema erstmals einen Kongress dieser Größenordnung aus. Die Kirche wolle so zum Dialog der betroffenen Akteure beitragen.
"Unheilbar krank" sein, aber nicht "unbehandelbar"
An dem Treffen im Vatikan nehmen Spezialisten aus Medizin, Pflege, Ethik und Theologie aus 38 Ländern teil. So könnten Patienten zwar "unheilbar krank" sein, aber "unbehandelbar" sei niemand. Deshalb könne die Medizin an diesem Punkt "ihre humanistische", also auf die ganzheitliche Pflege des Menschen ausgerichtete, "Berufung" wiederentdecken. Ähnlich formulierte es Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Brief an den Kongress, den der Vatikan am Mittwoch veröffentlichte. Es gelte, jede Menschenwürde zu schützen, egal wie krank jemand sei.
Parolin erinnerte daran, dass bereits Papst Pius XII. (1939-1958) Schmerztherapie von Euthanasie unterschieden habe. Seither hätten Medizin und Pharmazie große Fortschritte gemacht. Die ethische Aufgabe aber bestehe nach wie vor, bei den einzelnen Maßnahmen aufmerksam und klug zu unterscheiden. Dabei warnt er vor einer zu langen und tiefen Sedierung, die die zwischenmenschliche Dimension vernichte, auf die es ankomme.
Am Ende des Lebens, "wenn alle Möglichkeiten des 'Machens' erschöpft sind, geht es um den wohl wichtigsten Aspekt menschlicher Beziehungen, den des 'Seins': da zu sein, nahe zu sein, gastfreundlich zu sein", schreibt Parolin. Dann werde der Tod nicht als Ende empfunden, unter dem das Leben zusammenbricht, sondern "als Vollendung einer Existenz, die umsonst geschenkt und liebevoll geteilt wurde". Deshalb sei am Ende des Lebens auch die Familie so wichtig. (KNA)