Piacenza im Vatikan für Beicht- und Ablasswesen zuständig

Kardinal: Handy in Beichte ist "praktischer Atheismus"

Veröffentlicht am 06.03.2018 um 13:35 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal: Handy in Beichte ist "praktischer Atheismus"
Bild: © KNA
Sakramente

Rom ‐ Die Gläubigen wollen ihre Sünden beichten, aber die Priester sind unaufmerksam oder abgelenkt. Das kommt leider vor. Und Kurienkardinal Mauro Piacenza findet dafür deutliche Worte.

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Kurienkardinal Mauro Piacenza hat die Nutzung von Smartphones im Beichtstuhl scharf verurteilt. "Es gibt Erkenntnisse, dass einige Beichtväter in den sozialen Medien zu chatten versuchen, während die Gläubigen ihre Sünden beichten. Das ist ein äußerst schwerwiegender Akt, den zu definieren ich keine Scheu habe: praktischer Atheismus", sagte Piacenza am Montag laut dem Internetportal "Vatican Insider" während einer Tagung in Rom.

Nicht selten beschwerten sich Gläubige über Unaufmerksamkeit und Abgelenktheit ihrer Beichtväter, so der italienische Kurienkardinal. Ein solches Verhalten zeige "die Fragilität im Glauben des Beichtvaters in einem übernatürlichen Moment der Gnade, den er gerade erlebt". "Man geht nicht mit angeschaltetem Handy in den Beichtstuhl und ebenso wenig nutzt man es während der sakramentalen Gespräche", sagte er. Piacenza steht der sogenannten Apostolischen Pönitentiarie vor, einem vatikanischen Gerichtshof, der für das Beicht- und Ablasswesen zuständig ist.

Piacenza hob in seinem Vortrag zugleich die befreiende Wirkung der Beichte hervor. Man könne sie als "Raum der Freiheit" beschreiben, "vielleicht ist sie sogar der einzige wirkliche Raum authentischer Freiheit, der dem Menschen geschenkt ist". Diese Freiheit bestehe nicht in der Losgelöstheit von allen Bindungen und Bedingungen, sondern in der Gewissheit bedingungslos geliebt zu werden, so Piacenza. Vor allem für Jugendliche sei es wichtig, dass ihnen jemand zuhöre, weil es in der heutigen Zeit kaum Menschen gebe, die wirklich zuhören könnten. Die Jugendlichen hätten ein Recht darauf, dass ihnen der Beichtvater sein Ohr leihe. Als Antwort dürfe er jedoch nicht seine persönlichen Meinungen unterbreiten, sondern müsse "das Wort Gottes interpretiert vom authentischen Lehramt" verkünden. (tja)