Franziskus über das Leid von Flüchtlingen und Migranten

Papst: Kirche soll Druck auf Migrationspolitik machen

Veröffentlicht am 08.03.2018 um 16:25 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Vatikanstadt ‐ Das Thema Migration sei "die Sache Christi selbst", sagt Papst Franziskus. Deshalb müssten kirchliche Organisationen auf eine angemessene Einwanderungspolitik der jeweiligen Staaten hinwirken.

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Papst Franziskus hat die Ortskirchen zur Fortsetzung ihrer Flüchtlingsarbeit aufgerufen. Die Regierungen müssten "angemessenere und wirksamere Antworten" auf die Herausforderung der Einwanderung geben. Darauf sollten katholische Institutionen nach den Prinzipien der kirchlichen Soziallehre hinwirken, sagte der Papst vor der Internationalen katholischen Kommission für Migration am Donnerstag im Vatikan.

Franziskus verwies auf die "Global Compacts" zu Flüchtlingen und zu Migration, die im Lauf des Jahres von den Vereinten Nationen verabschiedet werden sollen. Kirchenvertreter müssten sicherstellen, dass den Worten beider Abkommen auch ein konkretes Engagement im Zeichen einer weltweiten und gemeinsamen Verantwortung folge. Die Themen der Migration seien "die Sache Christi selbst", betonte das Kirchenoberhaupt.

Millionen von Flüchtlingen und Migranten lebten unter unmenschlichen Bedingungen, so der Papst. In den vergangenen Jahrzehnten seien die Anforderungen an die Hilfe für Migranten komplexer, aber auch die Antworten auf Notlagen ausgefeilter und professioneller geworden.

Themenseite: Auf der Flucht

Die Flüchtlingskrise fordert Staat, Gesellschaft und Kirchen mit ganzer Kraft heraus. Auch die katholische Kirche in Deutschland engagiert sich umfangreich in der Flüchtlingsarbeit. Weitere Informationen dazu auf der Themenseite "Auf der Flucht".

Franziskus traf sich mit den Mitgliedern der Konferenz der Internationalen katholischen Kommission für Migration (ICMC) anlässlich deren Vollversammlung, die von Dienstag bis Donnerstag in Rom tagte. Zur Eröffnung hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Kritik an der Migrationspolitik der Industrienationen geübt. Während gerade die wirtschaftsstärksten Staaten ihren Wohlstand wesentlich dem Beitrag von Einwanderern verdankten, werde Migration "nur als Notstand oder Gefahr" wahrgenommen.

Parolin wandte sich gegen eine Haltung der Abwehr und Angst im Umgang mit Migranten. Die Regierungen rief er zu einem entschiedeneren Schutz der Menschenrechte von Flüchtlingen und Migranten auf. Dabei seien die Verantwortlichkeiten und Lasten bei der Aufnahme "echt und gerecht" zu verteilen. Migration sei längst "ein charakteristisches Element unserer Gesellschaften", so der Kardinal.

Die Internationale katholische Kommission für Migration mit Sitz in Genf wurde 1951 vor dem Hintergrund der Vertreibungen des Zweiten Weltkriegs gegründet. Inzwischen gehören ihr rund 170 Organisationen und Einrichtungen an, so auch die Bischofskonferenzen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. (KNA)