Wegen Missbrauch: Priester zu 63 Jahren Haft verurteilt
Es ist ein historischer Richterspruch: Der Priester Carlos L. ist in Mexiko wegen Kindesmissbrauchs zu 63 Jahren Haft verurteilt worden. Das Erzbistum Mexiko-Stadt begrüßte das erste Missbrauchs-Urteil gegen einen Kleriker in der mexikanischen Geschichte, berichtete die Zeitschrift "Vida Nueva" am Mittwoch. Die Erzdiözese drückte ihr Mitgefühl mit Jesús Romero Colín, dem Opfer des Priesters, aus. Der Missbrauch bereite der Kirche "Schmerz und Scham". Man fühle sich jedoch darin gestärkt, "alles Notwendige zu tun, um diese Situationen von der Wurzel her zu heilen".
Das Schicksal von Romero, der seit seinem zwölften Lebensjahr von L. missbraucht wurde, ist 2011 durch einen mexikanischen Dokumentarfilm öffentlich bekannt geworden. 2013 schilderte das Missbrauchsopfer in einem Brief an Papst Franziskus sein jahrelanges Leid. Der Pontifex antwortete mit einem Schreiben, in dem er Romero im Namen der Kirche um Entschuldigung bat.
Der vor sieben Jahren aus dem Klerikerstand entlassene L. hatte Romero in den 90er Jahren über einen längeren Zeitraum hinweg missbraucht. Nach einer längeren Zeit auf der Flucht wurde L. 2016 von der Polizei gefasst und vor Gericht gestellt. Das Urteil des Strafgerichts von Mexiko-Stadt wurde in der vergangenen Woche gesprochen. Trotz der Verurteilung zu mehr als 60 Jahren Gefängnis beträgt die vom Gesetz vorgesehene Höchstzeit in Haft 40 Jahre. Der 72-Jährige wird aufgrund seines Alters wohl trotzdem im Gefängnis sterben. Zu einer Verurteilung konnte es kommen, da das mexikanische Parlament im vergangenen Jahr die Verjährung von Kindesmissbrauch abgeschafft hatte. (rom)