Auch die Kirche engagiert sich gegen Rechtsrock-Festival in Sachsen

Ein Friedensfest gegen Neonazis

Veröffentlicht am 20.03.2018 um 13:00 Uhr – Lesedauer: 
Rechtsextremismus

Ostritz ‐ An Adolf Hitlers Geburtstag wollen Neonazis im sächsischen Ostritz ein großes Rechtsrock-Festival veranstalten. Dem stellt sich nun ein breites Bündnis unter Beteiligung der katholischen Kirche entgegen.

  • Teilen:

Ostritz ist ein beschaulicher Ort. Die kleine Stadt an der deutsch-polnischen Grenze, die überregional vor allem durch die traditionsreiche Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienthal bekannt ist, wirbt auf ihrer Internetseite mit "Kultur und besonderem Flair". In Ostritz, so heißt es weiter, kommen "neben dem Ernst des Alltags auch das Feiern und die Lebensfreude nicht zu kurz".

Nun aber haben sich in Ostritz Besucher angekündigt, auf deren Flair und Lebensfreude man gerne verzichtet hätte. Vom 20. bis 22. April wollen Neonazis auf einem Hotelgelände in der Stadt ein "Schild und Schwert Festival" feiern. Organisator der Veranstaltung ist der mehrfach vorbestrafte Thüringer NPD-Funktionär Thorsten Heise – deshalb ist es wohl auch kein Zufall, dass das Festival am Geburtstag von Adolf Hitler beginnt. Angemeldet haben Heise und seine Unterstützer eine politische Veranstaltung mit "Kultur, Kunst und Lebensart". Neben Konzerten und Reden prominenter Neonazis wie dem ehemaligen NPD-Vorsitzenden Udo Voigt sollen auch Kampfsportwettkämpfe und eine "Tattoo Convention" stattfinden.

Barockes Kloster vor bewölktem Kloster
Bild: ©KNA

Das Rechtsrock-Festival findet nur rund drei Kilometer entfernt von der Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienthal statt.

Das Festival weckt Erinnerungen an Themar. In der thüringischen Kleinstadt fand im Juli vergangenen Jahres eines der größten Rechtsrock-Konzerte der vergangenen Jahre statt. Damals zählte die Polizei rund 6.000 Teilnehmer. Das Hotelgelände in Ostritz, auf dem das "Schild und Schwert Festival" stattfinden soll, bietet laut den Veranstaltern sogar Platz für bis zu 10.000 Besucher – entsprechend alarmiert ist man in der Stadt.

"Wir sind keine Nazi-Stadt"

"Der 20. April ist nicht irgendein Tag", betont Michael Schlitt, der Direktor des Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ), das auf dem Gelände des Klosters beheimatet ist. Wenn die NPD an Hitlers Geburtstag ein Festival ankündige, habe das eine klare Symbolik – und die habe in Ostritz nichts zu suchen. "Wir sind keine Nazi-Stadt. Wir stehen für ein friedliches Miteinander, für Weltoffenheit und Toleranz", so Schlitt.

Um dem Treffen der Neonazis etwas entgegenzusetzen, organisiert das IBZ parallel zum "Schild und Schwert Festival" ein dreitägiges Friedensfest. Ein breites Bündnis, dem sich auch die katholische Kirche vor Ort angeschlossen hat, wolle damit "ein sichtbares Zeichen dafür setzen, dass Ostritz für Weltoffenheit, Toleranz, Demokratie und ein friedliches Miteinander steht", wie es in einem Flyer für die Veranstaltung heißt. Eine menschenverachtende Ideologie, die Hitler und seine Taten verherrliche, habe in Ostritz keinen Platz.

Das Friedensfest soll nach Angaben der Veranstalter auf dem Ostritzer Marktplatz stattfinden. Zur Eröffnung wird der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erwartet, der auch die Schirmherrschaft für das Fest übernommen hat. Geplant ist ein "Fest für Klein und Groß" mit Konzerten, zahlreichen Aktivitäten für Kinder und einem ökumenischen Gottesdienst.

Aufruf an alle Katholiken im Bistum Dresden-Meißen

Zur Teilnahme an dem Friedensfest haben die Gläubigen der Pfarrei Ostritz auch alle Katholiken im Bistum Dresden-Meißen aufgerufen. "Bitte lasst uns an diesem Aprilwochenende nicht allein, sondern unterstützt uns durch eure Anwesenheit in Ostritz, damit dieses Wochenende ein buntes, frohes, lebensbejahendes und letztlich auch Glaubenszeugnis vieler friedliebender Menschen werden kann", heißt es in einem Aufruf, der auf der Internetseite des Bistums veröffentlicht wurde. Ziel des Friedensfestes sei es, dass die Botschaft, die aus Ostritz in die Welt getragen werde, eine positive sei.

Das Kloster, das knapp drei Kilometer vom Gelände des Rechtsrock-Festivals entfernt liegt, beteiligt sich nicht direkt am Friedensfest. Allerdings öffnet die Abtei am 21. April zum bundesweiten "Tag der offenen Klöster" ihre Pforten. Man freue sich auf "viele Begegnungen und Gespräche", teilen die Ordensfrauen auf ihrer Internetseite mit. Mit einem Besuch der Rechtsradikalen rechne man aber nicht, so Äbtissin Elisabeth Vaterodt.

Von Steffen Zimmermann