Klostergründung: Neuzelle bekommt zweite Stiftung
Das Land Brandenburg und das Bistum Görlitz wollen die Verhandlungen über die Klosterneugründung im ehemaligen Zisterzienserstift Neuzelle möglichst schnell abschließen. Man habe sich im Wesentlichen auf die künftige Nutzung des ehemaligen Kanzleigebäudes des Klosters als Wohnort der Mönche geeinigt, sagte Kulturministerin Martina Münch (SPD) am Dienstag in Neuzelle.
Anlass war ein Treffen der Brandenburgischen Landesregierung mit Berlins Erzbischof Heiner Koch und dem Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt zum 750-jährigen Jubiläum der Klostergründung in Neuzelle. Im vergangenen August waren Zisterzienser aus der österreichischen Abtei Heiligenkreuz auf Einladung von Ipolt nach Neuzelle gekommen, um den Ort wiederzubeleben. Die derzeit drei Ordensleute wohnen übergangsweise im katholischen Pfarrhaus. Um dauerhaft bleiben und wachsen zu können, benötigen sie allerdings ein größeres Gebäude und warten auf eine verbindliche Rahmenvereinbarung über eine dauerhafte Unterkunft. Koch nannte die Wiederansiedlung der Zisterzienser-Mönche von Heiligenkreuz eine "einmalige Chance, die so nicht wiederkommt."
Die staatliche Stiftung "Stift Neuzelle" soll nun die Außensanierung des teilweise baupolizeilich gesperrten Kanzleigebäudes übernehmen. Die Kirche werde den Innenausbau finanzieren, sagte Münch. Rechtlich werde es sich um eine "dingliche Sicherung" handeln. Die Mönche könnten die Gebäude dauerhaft nutzen, die staatliche Stiftung bleibe aber weiterhin Eigentümer, so die Ministerin. Die Sanierung werde sich bis in die 2020er Jahre hinziehen. Noch müssten Ausweichquartiere für die bisher im nicht gesperrten Teil des Kanzleigebäudes untergebrachte Musikschule und Forstverwaltung gefunden werden, außerdem brauche die Finanzierung des Umbauvorhabens Zeit. Das Kanzleigebäude war von 1948 bis 1993 als Priesterseminar genutzt worden.
Bei dem Arbeitsgespräch kündigte Ipolt an, dass das Bistum das gesamte bewegliche Inventar der Neuzeller Klosterkirche in eine eigene Stiftung kirchlichen Rechts einbringen werde. Dazu gehören unter anderem wertvolle historische Messgewänder und liturgisches Gerät. So könnten in Zukunft viele Kunstschätze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Immobilien des früheren Klosters hatte Preußen im Jahr 1817 verstaatlicht; sie sind im Besitz der Stiftung "Stift Neuzelle". Die Eigentumsrechte am beweglichen Inventar der Klosterkirche waren zwischen Stiftung und Bistum Görlitz bislang strittig.
Weitere Themen der zweijährlich stattfindenden Beratungen zwischen katholischer Kirche und brandenburgischer Landesregierung waren unter anderem der Strukturwandel in der Lausitz und der Fachkräftemangel im Bereich Pflege, soziale Arbeit und Erziehung. Koch nannte den Fachkräftemangel "ein ganz zentrales Thema". Der demographische Wandel werde bleiben und sich weiter verschärfen, so der Berliner Erzbischof. Qualifizierung von Mitarbeitern, Personalgewinnung und Sicherung der Qualität der Pflege seien eine große Aufgabe. Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke nannte den Fachkräftemangel eine "Herausforderung der kommenden Jahrzehnte".
Koch forderte, die ländlichen Regionen nicht aus dem Blick zu verlieren. Es gehe um eine gezielte Förderung von Infrastruktur, Arbeit und Öffentlichem Personennahverkehr. Die Lausitz stehe durch das langfristig bevorstehende Ende der Braunkohleförderung vor einem massiven Wandel. Daneben diskutierten die Bischöfe mit dem Kabinett auch über Geflüchtete, den Sonntagsschutz und das brandenburgische Bestattungsgesetz. (krm)