Kölner Kardinal über soziale Medien und TV-Auftritte

Woelki: Kirche muss bei Facebook und Twitter sein

Veröffentlicht am 22.03.2018 um 13:50 Uhr – Lesedauer: 
Woelki: Kirche muss bei Facebook und Twitter sein
Bild: © KNA
Soziale Medien

Bonn ‐ An modernen Kommunikationsmitteln kommt die Kirche nicht vorbei, sagt der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Für den Umgang mit sozialen Medien braucht es seiner Meinung nach allerdings bestimmte Regeln.

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Trotz Fake News in sozialen Medien wie Facebook und Twitter kann sich die Kirche aus Sicht des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki diesen neuen Kommunikationsformen nicht einfach entziehen. "Sie sind inzwischen einfach so etabliert im gesellschaftlichen Miteinander und auch im politischen Bereich, dass wir daran einfach nicht vorbeikommen", sagte der Erzbischof im Interview des Fachdienstes "Medienkorrespondenz" (Freitag). Er erwarte aber von den Betreibern und den politisch Verantwortlichen, dass sie für Wahrhaftigkeit und Respekt in den sozialem Medien sorgen.

Woelki forderte, in den sozialen Medien die Anonymität einzuschränken. "Man sollte mit seinem Namen zu dem stehen können, was man dort äußert." Jede Meinungsäußerung sollte in einer Form vorgetragen werden, "für die ich personal oder institutionell einstehe und wofür ich dann zur Rechenschaft gezogen werden kann".

Woelki sieht zunehmende Boulevardisierung

Kritisch sieht der Erzbischof eine "zunehmende Boulevardisierung auch in den Nachrichten- und Informationssendungen" sowohl bei privaten wie bei öffentlich-rechtlichen Medien. Vermehrt tauchten bunte, unterhaltende und oberflächliche Meldungen auf. "Ich finde nicht, dass so etwas in Nachrichtensendungen hineingehört", sagte der Kardinal.

Woelki wandte sich entschiedenen gegen eine Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Sender. Er nannte es "eine ganz große Errungenschaft", dass sie unabhängig und kritisch die politische und gesellschaftliche Entwicklung begleiten und sich mit dem Kulturbereich beschäftigen. "Das müssen wir uns auch etwas kosten lassen", so der Erzbischof. Die große Chance dieser Medien sei es, nicht nur Themen aufzugreifen, "mit denen man Quote machen kann", sondern auch Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der menschlichen Existenz.

Der Kardinal gab auch zu, ungern Gast bei Talkshows zu sein. Bis auf den "Kölner Treff" sei er bisher nicht in größeren Talkshows gewesen, sagte er. Natürlich habe er Einladungen von ARD und ZDF bekommen. "Aber ich habe oft den Eindruck, dass es dabei gar nicht mehr ums Zuhören und den Austausch von Argumenten geht", so Woelki. Vielmehr handele es sich um Selbstdarstellungsshows, in denen jeder seine ihm zugewiesene Rolle erfüllen solle. Deshalb habe er sich bewusst entschieden, dort nicht hinzugehen. (bod/KNA)