Papst zu Häftlingen: "Ich bin ein Sünder wie ihr"
Papst Franziskus hat die diesjährigen Osterfeierlichkeiten in Rom mit dem Gründonnerstagsgottesdienst in einem römischen Gefängnis eröffnet. In der Haftanstalt "Regina Coeli" erinnerte der Papst an das Letzte Abendmahl Jesu und die Demutsgeste Jesu, der dabei seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte. "Ich bin ein Sünder wie ihr", so der Papst, "aber heute vertrete ich unter euch Jesus und knie mich nieder, um wie er euch die Füße zu waschen." Damit wolle er ihnen sagen: "Christus verlässt euch nie, er wird nicht müde, euch zu vergeben."
Jesus habe die gängigen Rangordnungen umgekehrt: "Wer Chef sein will, soll anderen dienen." Das sei durchaus mit Risiken verbunden, sagte der Papst. Aber hätten Könige und Herrscher dies mehr beherzt, "wie viele Kriege hätten nicht stattgefunden". Die zwölf Männer, denen der Papst die Füße wusch, waren vom Gefängnisseelsorger Vittorio Trani ausgewählt worden. Sie stammen aus Italien und sechs anderen Ländern. Die meisten sind Katholiken, zwei Muslime, ein orthodoxer Christ und ein Buddhist.
Papst: Strafe ohne Hoffnung ist unmenschlich
Am Ende der Messe mahnte Franziskus in Ergänzung auf eine Ansprache der Gefängnisdirektorin, gerecht könne eine Strafe nur sein, wenn sie Aussicht auf Hoffnung biete. Eine Strafe ohne Hoffnung, ohne Aussicht, dass jemand sich bessern und erneuern könne, sei unchristlich, ja unmenschlich. Daher sei die Todesstrafe an sich schon unchristlich und unmenschlich. Beim Friedensgruß im Gottesdienst hatte der Papst die Insassen zuvor aufgefordert, nicht nur an jene zu denken, die ihnen Gutes täten, sondern auch an jene, die ihnen Übles wollten, sie verletzt hätten.
Es war das vierte Mal in seiner Amtszeit, dass Papst Franziskus die traditionelle Fußwaschung an Häftlingen vollzog. Bereits in den Jahren 2013 und 2015 sowie im vergangen Jahr feierte er den Gründonnerstag in Haftanstalten. Die Sorge für Strafgefangene liegt Franziskus auch darüber hinaus am Herzen. Besuche in Gefängnissen standen etwa auch schon bei seinen Auslandsreisen auf dem Programm. Während des "Heiligen Jahres der Barmherzigkeit" erklärte der Papst darüber sogar jede Zellentür zur Heiligen Pforte.
Das Gefängis "Regina Coeli" hatten vor Franziskus bereits die Päpste Johannes Paul II. im Jahr 2000, Paul VI. 1964 sowie Johannes XXIII. 1958 besucht. Die Anstalt liegt im Stadtteil Trastevere unweit des Vatikan. "Regina Coeli" ist die älteste Haftanstalt Roms. Den Namen "Königin des Himmels" hat sie von einem Frauenkloster aus dem 17. Jahrhundert, das der italienische Staat Ende des 19. Jahrhunderts zur Haftanstalt umbaute. Wie viele Anstalten des Landes ist auch "Regina Coeli" konstant überbelegt. Diesen Missstand hatte auch Papst Benedikt XVI. 2011 bei seinem Besuch in Rebibbia, dem neuen, größeren Gefängnis Roms, kritisiert. (kim/KNA)