Gesangbuch ist weiter das beliebteste Geschenk zur Erstkommunion

Gotteslob zur Kommunion: Goldrand bekommt Konkurrenz

Veröffentlicht am 07.04.2018 um 12:27 Uhr – Lesedauer: 
Erstkommunion

Bonn ‐ Zur Erstkommunion ist es das typische Geschenk: das Gotteslob. Früher war der Goldschnitt mit weißem Einband der Klassiker. Inzwischen gibt es andere Formen, leuchtende Farben und Experimente mit den Materialien der Schutzhüllen.

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Wer älter als 30 Jahre ist und an seine Erstkommunion denkt, dem wird vielleicht noch das scheinbar klassischste aller Geschenke in Erinnerung sein: Das Gotteslob, am besten mit weißem Einband und Goldschnitt. Stöbert man heute allerdings in den Online-Shops der einschlägigen Verlage, wird man von der riesigen Auswahl der Gesangbücher bei Größe, Farbe, Einband und Hülle geradezu erschlagen. Zu den Klassikern gesellen sich moderne Varianten: Etwa in handlicher Taschenbuchgröße oder mit Hüllen in knalligen Leuchtfarben und ganz unterschiedlichen Stoffen - von Filz bis Neopren.

Vor der Erstkommunion der beste Absatz

Ist das Gotteslob also immer noch DAS Geschenk, wenn es um die Erstkommunion geht? Da muss Leonie Korth, Pressesprecherin des St. Benno-Verlags, der die Gesangbücher für die ostdeutschen Bistümer herausgibt, nicht lange überlegen. "Das Gotteslob ist weiterhin ein Renner als Geschenk für die Erstkommunion", erklärt sie. Genaue Zahlen will sie zwar nicht verraten, aber der Trend ist klar: Beim St. Benno-Verlag steigen vor der Erstkommunion – ebenso wie vor Weihnachten – die Verkaufszahlen für das Gotteslob stark an.

Bild: ©picture alliance / Klaus Rose

Der Weiße Sonntag, der erste Sonntag nach Ostern, ist traditionell der Erstkommuniontag für viele Kinder.

Ähnlich sieht das auch beim Herder-Verlag aus. Für das Erzbistum Freiburg verzeichnet er rund um die Erstkommunion regelmäßig einen deutlichen Absatzanstieg. "Allerdings nicht mehr in demselben Ausmaß von früher", erklärt Pressesprecherin Gisa Wörlein. Und auch bei "Vivat", dem bundesweiten Online-Shop des St. Benno-Verlags, werden in den Monaten Januar bis Mai mit Abstand die meisten Gotteslöber bestellt. "Bei der Kunstlederausgabe sind es in diesen Monaten 70 Prozent der Gesamtmenge des Jahres und bei der Lederausgabe mit Goldschnitt sogar 78 Prozent", erklärt Vertriebsleiterin Ingrid Dlugos. Der weiße Einband sei zu dieser Zeit besonders beliebt.

Aber auch außergewöhnliche Ausgaben laufen vor der Erstkommunion gut. "Alles, was ausgefallen ist, findet seine Liebhaber", erklärt Leonie Korth. So ist nach ihren Angaben in diesem Jahr eine Taschenbuchausgabe mit terrakottafarbenem Einband besonders angesagt. "Das Büchlein ist neun mal dreizehn Zentimeter groß, der Umschlag besteht aus sogenanntem Cabra-Leder, das sehr robust ist. Dieses Gotteslob passt in jede Tasche und die Farbe ist für Kinder und Jugendliche sehr ansprechend, weil es ein frohes, leuchtendes Orange ist", ist sie überzeugt.

Magenta, Lindgrün und Türkisblau

Doch auch, wer kein Orange mag, kommt auf seine Kosten. Besonders bei den unterschiedlichen Schutzhüllen herrscht die Qual der Wahl: Allein die Leder- oder Kunstlederhüllen gibt es in weiß, rot, weinrot, blau, braun oder schwarz, mit einem goldenen, silbernen oder blauen Schriftzug, wahlweise mit Kreuz oder Fisch als Symbol, mit Reißverschluss oder ohne. Die Kunstlederausgabe ist sogar in Krokodilleder-Stil zu haben. Und es gibt auch noch die Variante "Patchwork" aus vielen bunten Lederstücken, ohne Reißverschluss, dafür mit einem Lederriemen und Druckknopf geschützt. Bei anderen Stoffen werden noch außergewöhnlichere Varianten angeboten. Die Gotteslobhülle aus Neopren gibt es in Magenta, Lindgrün und Türkisblau; die Variante aus Filz neben unterschiedlichsten Grautönen auch in knalligem Türkis oder Grün. Es geht aber auch schlicht: Die zweckdienliche transparente Plastik-Hülle, die gerne von Kirchengemeinden genutzt wird, ist schon ab 1,50 Euro zu haben. Bei anderen Modellen kann man schnell bis zu 30 oder 40 Euro investieren.

Und was ist mit dem Klassiker mit dem edlen Goldschnitt: Ist der ob der modernen Varianten out? Dass ein Goldrand nicht nur elegant, sondern wegen der Metallbeschichtung auch besonders leicht abzustauben ist, scheint die Käufer jedenfalls nicht sonderlich zu beeindrucken. So werden bei Vivat zwar knapp 80 Prozent aller Ausgaben mit Goldschnitte in den ersten fünf Monaten des Jahres  - also vor dem Weißen Sonntag und in den Wochen danach – verkauft, am Gesamtverkauf aller Gotteslöber über das ganze Jahr machen die Goldschnitte aber nur einen Anteil von 12 Prozent aus. 

Linktipp: Der Eltern-Knigge für den Erstkommunion-Gottesdienst

Sie sind Verwandte von einem Kind, das zur Erstkommunion geht? Und Ihnen ist etwas bange, weil Sie lange nicht in der Kirche waren? Keine Sorge: Hier ist der katholisch.de-Spickzettel zum Erstkommuniongottesdienst.

Und natürlich gibt es neben dem Gotteslob auch noch andere beliebte Erstkommunion-Geschenke. Dazu gehören etwa Rosenkränze, Wandkreuze aus Bronze oder Holz, Bücher mit Segenswünschen oder Jugendgebeten und Schmuck mit Engeln oder dem Fisch als christlichem Symbol. Dem Gesangbuch den Rang ablaufen können sie aber zumindest im Benno-Verlag nicht: "Im Vergleich zu solchen Geschenken verkauft sich das Gotteslob aber noch deutlich besser", betont Leonie Korth.

Ein Geschenk fürs Leben

Der häufig geäußerte Vorwurf, dass Geschenke bei der Feier des Sakraments der ersten Heiligen Eucharistie eine zu große Rolle spielen, überzeugt sie übrigens nicht. "Die Erstkommunion ist doch in erster Linie eine Feier – eine Feier des Glaubens und der Verbindung zu Gott. Da gehören für Kinder Geschenke nunmal dazu – und das ist auch legitim", erklärt sie. Es komme eben auch darauf an, um welche Geschenke es sich handele.

Ein Gotteslob scheint in diesem Zusammenhang jedenfalls unbedenklich. Denn es unterstützt den Nachwuchs mit seinen Liedern, Gebeten und detaillierten Erklärungen zum Ablauf der Messer nicht nur bei seinem Glaubensleben. Es ist auch eine nachhaltige Investition: "Wenn man sogfältig damit umgeht, hält das Gotteslob ein Leben lang", ist Leonie Korth überzeugt. Die Frage der Optik sollte also sorgfältig überlegt sein.

Von Gabriele Höfling