Das sagen die Bischöfe zum Eucharistie-Brief
Die Debatte um den bisher nicht zulässigen Kommunionempfang evangelischer Partner in konfessionsverschiedenen Ehen geht weiter. Nun hat der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick den Brief von sieben Bischöfen an Rom erläutert. "Das war kein unsolidarischer Brief. Es war kein Brandbrief und kein Verweigerungsbrief, dem es darum geht zu verhindern, dass evangelische Christen in konfessionsverschiedenen Ehen zur Kommunion gehen dürfen", sagte Schick dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag).
Vielmehr sei er mit einigen Bischöfen der Ansicht, "dass Antworten aus Rom auf einige Fragen grundsätzlicher Art für uns alle wichtig wären". Es gehe zum Beispiel um die Frage, wie weit die Kompetenzen einer Bischofskonferenz reichten in Angelegenheiten, die die ganze Kirche angingen, und wer die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und das Kirchenrecht verbindlich interpretieren könne.
Schick: Der Vorsitzende sollte zeitgleich informiert werden
Für sich persönlich sagte Schick, er habe die Klärung der offenen Fragen nicht vorbei an der Bischofskonferenz und dem Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx gesucht. "Mir ging es nie darum, gegen etwas oder gegen jemanden zu sein. Es ist ein vertraulicher Brief mit Fragen an Mitarbeiter des Papstes in Rom, dem die Einheit im Glauben, der Verkündigung, der Liturgie und der Disziplin aufgetragen ist. Nach meinem Kenntnisstand sollte der Vorsitzende zeitgleich informiert werden." Schick sagte, dass er wegen einer am Samstag beendeten Irakreise "noch viel zu wenig über die Geschehnisse" wisse.
Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass es innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ein Zerwürfnis über die Frage der bisher nicht zulässigen Kommunion für evangelische Christen gibt. Sieben der 27 Diözesanbischöfe wollen demnach mit einem Brief in Rom klären lassen, ob ein von der Bischofskonferenz mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedeter Beschluss rechtmäßig ist, konfessionsverschiedene Ehepartner in Einzelfällen zur Kommunion zuzulassen. Die sieben Unterzeichner sind, neben Erzbischof Schick, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie die Bischöfe Stefan Oster (Passau), Konrad Zdarsa (Augsburg), Rudolf Voderholzer (Regensburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt) und Wolfgang Ipolt (Görlitz).
Der Passauer Bischof Stefan Oster schreibt in einem am Montag vorab veröffentlichten Autorenbeitrag für das "Passauer Bistumsblatt", auch ihm und den anderen Unterzeichnern seien "sowohl die Einheit in der Bischofskonferenz wichtig wie auch das Vorankommen in der Ökumene". Sie fragten sich aber, "ob der eingeschlagene Weg in dieser Weise gangbar ist". Sollte Rom diesen bestätigen, sei er, Oster, "selbstverständlich bereit, ihn für unser Bistum mitzugehen".
Laut Oster wurde über das Thema in der Bischofskonferenz "sehr intensiv, auch kontrovers, aber stets brüderlich und respektvoll diskutiert". Auch dabei sei eine mögliche Klärung weiterer Fragen durch Rom schon "offen zur Debatte" gestanden. Keinesfalls sei den Unterzeichnern des Briefes daran gelegen, andere Bischöfe zu diskreditieren. Es sei aber "allemal wichtig", darum zu ringen, wie mit der Eucharistie gut umgegangen werden könne, die zu Recht das "Allerheiligste" genannt werde.
Als klärungsbedürftige Kernfrage bezeichnet der Passauer Bischof die "Neuheit", wie das entworfene Papier der Bischofskonferenz den Begriff der "schweren Notlage" deute, in der sich ein nichtkatholischer Gläubiger befinden müsse, um die Sakramente empfangen zu können. Bisher sei darunter nur die Todesgefahr verstanden worden. Im Grunde sehe der Entwurf vor, dass ein evangelischer Partner eines Katholiken das volle katholische Eucharistieverständnis teile, aber zugleich in seiner Konfession bleibe, so der Passauer Bischof.
Woelki: Wir können doch in Deutschland ganz ruhig sein
Das Erzbistum Köln erklärte dazu bereits am Mittwochabend, die Unterzeichner bäten den Vatikan um eine Klarstellung, ob "die Frage des Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner im Rahmen einer nationalen Bischofskonferenz entschieden werden kann, oder ob eine Entscheidung der Universalkirche notwendig ist". In einer so zentralen Frage des Glaubens und der Einheit der Kirche müssten nationale Sonderwege vermieden werden, so das Erzbistum. Vielmehr müsse es das Ziel sein, in einem "ökumenischen Gespräch zu einer weltweit einheitlichen und tragfähigen Lösung" zu kommen.
Woelki selbst forderte später mehr Gelassenheit in der Debatte. "Ich bin ein bisschen erstaunt darüber, dass das einen solchen Rummel ausgelöst hat und dass da von Dissens und ähnlichen Dingen geschrieben wird", sagte dem bistumseigenen Sender Domradio am Freitag. Und er ergänzte: "Wir können doch in Deutschland ganz ruhig sein, wenn wir der Überzeugung sind, dass das, was die deutschen Bischöfe da erarbeitet und vorgeschlagen haben, so gut ist, dass es auch universalkirchlich Bestand haben kann."
Kardinal Marx wies die Kritik der sieben Bischöfe unterdessen zurück. Er äußerte sich in einem Schreiben an die Unterzeichner, das auch an alle anderen deutschen Bischöfe ging, verwundert darüber, dass die Kritiker "trotz der ausführlichen und auch kontroversen Aussprache in der Vollversammlung und des mit weit überwiegender Mehrheit der Mitglieder der Bischofskonferenz gefassten Beschlusses" weiterhin so große Zweifel hätten.
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr ist gleicher Meinung. Das Schreiben bringe keine neuen Argumente, die nicht bereits bei der jüngsten Vollversammlung der Bischöfe zur Sprache gekommen seien, sagte Neymeyr der "Thüringischen Landeszeitung" (Samstag). Er sehe keine Gründe, warum die "pastorale Handreichung" der Bischofskonferenz zu der Frage nicht veröffentlicht und umgesetzt werden solle, sobald die Endfassung fertig sei. Dafür habe sich eine deutliche Mehrheit der deutschen Bischöfe ausgesprochen, darunter auch er selbst. Von dem Brief seiner Amtsbrüder erfuhr Neymeyr nach eigenen Angaben "erst im Nachhinein".
Der Erfurter Bischof betonte, es sei das Recht jedes Bischofs, sich an Rom zu wenden. Dass es nun nach einer ausführlichen Diskussion und einem eindeutigen Beschluss in der Bischofskonferenz geschehe, "kann aber befremden, zumal der diesen Bischöfen strittige Sachverhalt in ihrem Brief nicht in allem adäquat dargestellt wurde". Wie der Vorsitzende Marx und die meisten Bischöfe sehe auch er die Kompetenz für eine solche Handreichung bei der nationalen Bischofskonferenz, so Neymeyr. Auch darüber habe die Vollversammlung ausführlich gesprochen.
Fürst: Handreichung in Rottenburg-Stuttgart Basis der Pasoral
"Von einer starren Lagerbildung kann keine Rede sein", betonte Neymeyr zugleich. Der Vollversammlung der Bischofskonferenz gehörten 65 Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe an. "Da fände ich es eher bedenklich, wenn es bei einzelnen Fragen keine kontroverse Diskussion gäbe", so der Bischof.
Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst sagte der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Montag): "In der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist die Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz zu konfessionsverschiedenen Ehen und der gemeinsamen Teilnahme an der Eucharistie Basis unseres pastoralen Handelns." Es sei wichtig, dass für die Seelsorger vor Ort und die Eheleute Klarheit geschaffen werde. (mit Material von KNA)
09.04.2018, 16.57 Uhr: aktualisiert um das Statement von Bischof Oster