Wie Kirche im Fernsehen positiv ins Licht gerückt werden kann

TV-Serie: Münchener Pfarrer Schießler spielt sich selbst

Veröffentlicht am 17.04.2018 um 13:55 Uhr – Lesedauer: 
Pfarrer Rainer Schießler steht mit einem Mikrophon vor dem Altar
Bild: © KNA
Kirche

München ‐ Die "Ehe für alle", die Eucharistie für evangelische Ehepartner und seine Rolle in einer Fernsehserie: Der Münchener Pfarrer Rainer Maria Schießler hat viel zu erzählen - und tut das gewohnt offen.

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Pfarrer Rainer Maria Schießler wirkt ab dem 20. April in Franz Xaver Bogners sechsteiliger TV-Serie "München Grill" (vorher "Moni's Grill") mit. In der Serie um ein Lokal am Münchner Viktualienmarkt spielt der Pfarrer der Heilig-Geist-Kirche erneut sich selbst. Bogner habe ihm seine Rolle quasi auf den Leib geschrieben, "indem er sie von mir selber abgeschaut hat", sagte Schießler der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Nachdem er bei den Dreharbeiten von "München 7" über die Darstellung der Pfarrerfigur gelästert habe, habe ihm der Regisseur angeboten, den Part selber zu übernehmen, so der Pfarrer. Er tat es: "Und so war ich der Pfarrer von Heilig Geist im wahren Leben und im Film." Als die Frage kam, ob er für Folgeaufträge zu haben sei, habe seine Antwort gelautet: "Natürlich, sofort."

"Ich tue alles, um Kirche positiv zu verkaufen"

Warum aus der Serie "Moni's Grill" nun "München Grill" geworden ist, wird in der ersten Folge der zweiten Staffel im BR Fernsehen (20. April, 20.15 Uhr) verraten. Insgesamt erwarten den Zuschauer sechs neue Geschichten von jeweils 45 Minuten.

Auf die Frage, ob in seinem Ordinariat des Erzbistums München und Freising um Erlaubnis für die Übernahme der Rolle gebeten habe, sagte Schießler: "Ich wüsste nicht, warum ich fragen sollte, was ich in meiner Freizeit mache." Nach über 30 Jahren als Priester könne auch jeder darauf vertrauen, "dass ich alles tue, um Kirche positiv zu verkaufen", betonte er. Und Bogner stehe für Qualität. Als es in der Serie zuletzt um die Firmvorbereitung für die Tochter der Köchin gegangen sei, habe er nach der Ausstrahlung Zuschriften von Pfarrern bekommen, die sein Firmkonzept hätten haben wollen. Auch in der neuen Staffel spiele das Pastorale eine wichtige Rolle. Der Regisseur lasse ihm dafür auch die entsprechenden Freiheiten. Im Drehbuch stehe dann nur noch: "Ab hier Schießler."

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Video: © Dr. Michael Hertl

Pfarrer Rainer Maria Schießler ist einer der bekanntesten deutschen Priester. Er ist Seelsorger der Gemeinden St. Maximilian und Hl. Geist in München. Im Gespräch erzählt er, warum er anderen nachläuft, wie er sich für Flüchtlinge einsetzt und warum er sein Leben höchstens mit Bruce Springsteen tauschen würde.

Der Münchener Pfarrer kündigte darüber hinaus ein neues Buch an. Nach seinem Erfolg mit "Himmel. Herrgott. Sakrament - Auftreten statt austreten" wird im Sommer der Nachfolger unter dem Titel "Jessas, Maria und Josef" erscheinen. Es sei wieder ein Dreischritt, aber zugleich auch ein "flehentlicher Gebetsruf". Im neuen Buch greife er aktuelle Themen auf und binde sie in eine Rahmenhandlung ein, die auch sein verändertes Leben seit der Buchveröffentlichung im März 2016 zum Inhalt habe.

Seither sei "wahnsinnig viel passiert", resümiert Schießler, etwa in Bezug auf die Entscheidung zur "Ehe für alle". Als langjähriger Pfarrer von Sankt Maximilian im Münchner Gärtnerplatzviertel, wo viele Homosexuelle lebten, breche er eine Lanze für sie. Denn innerhalb der Kirche komme man keinen Schritt weiter, wenn sie verurteilt würden, so Schießler. Im Übrigen seien die Anfragen von homosexuellen Paaren, die einen kirchlichen Segen wollten, im Mikrobereich. "Und die, die kommen, sind top wertvolle Edelsteine."

Wegen des nach Ostern bekanntgewordenen Briefs von sieben deutschen Bischöfe im Streit um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner habe er kurz vor dem Abgabetermin alles umbauen müssen, so Schießler. Franziskus habe im November 2015 alles dazu gesagt. Damals sei der Papst zu Gast in einer evangelischen Kirche in Rom gewesen, als eine mit einem Katholiken verheirateten Protestantin ihn fragte, ob sie zur Kommunion gehen dürfe: "Nicht ich entscheide, sondern Sie", habe die Antwort gelautet. Außerdem wisse in den Gemeinden jeder, dass diese "ökumenische Einheit" an der Basis "mit einer Selbstverständlichkeit" gelebt werde. (bod/KNA)