Weitere Einschränkung der Religionsfreiheit

China: Regierung verbietet Kindern Gottesdienste

Veröffentlicht am 20.04.2018 um 11:55 Uhr – Lesedauer: 
Christentum in China: Eine katholische Wanderarbeiterin mit ihrem Kind in Peking. Christliche Bilder zieren ihre kleine Wohnung.
Bild: © KNA
Religionsfreiheit

Bonn/Hongkong ‐ China geht weiter streng gegen Christen vor: Nachdem bereits der Verkauf von Bibeln verboten wurde, folgt nun der nächste Schritt. Beamte der Religionsbehörde kontrollieren dazu sogar Gottesdienste.

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China droht, Kirchen zu schließen, wenn Minderjährige Gottesdienste besuchen. Das Hongkonger katholische Nachrichtenportal ucanews berichtet von wachsenden Repressionen gegen die christliche Minderheit in der Provinz Henan. Sowohl die "Katholisch-Patriotische Vereinigung" als auch die Religionsbehörden der Provinz hätten eine Warnung veröffentlicht, in denen sie Christen auffordern, die Gesetze zur Regulierung der Religionsausübung zu beachten. Darin heißt es, dass bisher nur "Propaganda" und Erziehung streng reguliert worden wären, nun gebe es aber eine "rote Linie", die Christen ernstnehmen müssen, ansonsten drohe eine Schließung von Einrichtungen und strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen.

Das "Prinzip der Trennung von Religion und Erziehung" sei einzuhalten. Keine religiöse Einrichtung dürfe sich mit geistlichen oder Bildungsangeboten an Minderjährige richten, heißt es weiter. Dazu gehöre auch das Verbot, Kinder mit in die Messe zu nehmen. Nach Informationen von ucanews setzt die Religionsbehörde in mindestens einem Verwaltungsbezirk diese Regeln auch durch die Überwachung von Gottesdiensten durch. Ein Beamter der Behörde habe bei einem Ostergottesdienst alle Minderjährigen aufgefordert, die Messe zu verlassen.

Im März hatte die chinesische Regierung ein Weißbuch über Chinas Politik zur Religionsfreiheit veröffentlicht. Darin wird neben Religionsfreiheit auch die Herstellung "religiöser und gesellschaftlicher Harmonie" als Ziel genannt. Der Staat leite Religionen an, "sich der sozialistischen Gesellschaft anzupassen". Zur Religionspolitik des Landes gehört es, "ausländischen" Einfluss abzulehnen und Glaubensgemeinschaften in staatstreuen Organisationen zu organisieren.

Fünfjahresplan für eine "Sinisierung" von Bibel und Theologie

Jüngst hatte die Regierung begonnen, ein schon länger bestehendes Verkaufsverbot für Bibeln durchzusetzen. Zuvor kündigten die Behörden in einem Dokument mit dem Titel "Prinzipien zur Förderung des chinesischen Christentums in China für die kommenden fünf Jahre" an, ein "Christentum und eine Theologie nach chinesischem Stil" zu fördern. Dies solle durch Neuinterpretationen und neue Übersetzungen der Bibel erreicht werden. Der "Chinesische Christenrat", die staatliche Organisation der protestantischen Kirchen, hat auf diesen Plan bereits reagiert und einen Fünfjahresplan zur Umsetzung vorgelegt. Darin heißt es unter anderem, dass "Inhalte der Bibel, die mit den Grundwerten des Sozialismus vereinbar sind", intensiv erforscht werden sollen.

Zwischen China und dem Vatikan war es in den vergangenen Wochen zu einer Entspannung gekommen. Eine Vereinbarung zwischen der Volksrepublik und dem Heiligen Stuhl, mit der unter anderem die offizielle Staatskirche anerkannt werden könnte und die Regierung auch Einfluss auf die Ernennung von durch den Papst anerkannten Bischöfen nehmen könnte, schien bis vor kurzem vor einem Durchbruch zu stehen. Im Februar hatten italienische Zeitungen berichtet, die Verhandlungen stünden kurz vor einem Erfolg. Auch der emeritierte Hongkonger Bischof John Tong Hon rechnete mit einer baldigen Einigung. Seither haben sich weder der Vatikan noch China zu den Fortschritten geäußert. Scharfe Kritik an den Lockerungen hatte Tong Hons Vorgänger, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, geäußert, der darin einen "Ausverkauf" der Kirche sieht. (fxn)