Vor 200 Jahren wurde Konrad von Parzham geboren

Kleine Gesten machten ihn zum großen Heiligen

Veröffentlicht am 22.12.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Botschaft des Papstschreibens "Gaudete et exsultate" ist eindeutig: Jeder kann ein Heiliger sein, es braucht dafür nicht immer große Taten und Wunder. Bestes Beispiel dafür ist Konrad von Parzham.

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Das Bistum Passau hat Grund zum Feiern: Der Mitpatron der niederbayerischen Diözese, Konrad von Parzham, wäre in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden. Da lässt sich das Bistum freilich nicht lumpen und begeht 2018 mit einer Vielzahl von Veranstaltungen als "Bruder-Konrad-Jahr". Doch wer war dieser Konrad von Parzham eigentlich? Außerhalb Bayerns jedenfalls dürfte er nicht zu den bekanntesten Heiligen der Kirche zählen. Doch vielleicht ist dieser einfache Klosterpförtner aus Altötting eines der besten Beispiele dafür, dass es keine Großtaten braucht, um in die Gemeinschaft der Heiligen einzugehen – auch die kleinen Gesten den Mitmenschen gegenüber können das bewirken. Und hier schließt sich auch der Kreis zum neuen Papstschreiben "Gaudete et exsultate", in dem Franziskus genau diese Botschaft den Gläubigen zu vermitteln sucht.

"In ihm erglänzen Reinheit und Demut, Liebe zu Gott und zum Nächsten, Pflichttreue." Diese Worte stammen von niemand geringerem als Papst Pius XI., der Konrad von Parzham am 20. Mai 1934 im Petersdom zur Ehre der Altäre erhob. Bis hierhin war es jedoch ein weiter Weg: Konrad wurde am 22. Dezember 1818 als elftes von zwölf Kindern einer Bauernfamilie in Parzham im niederbayerischen Rottal geboren. Sein Geburtsname lautete Johann Evangelist Birndorfer. Bis zu seinem 31. Lebensjahr arbeitete er auf den Äckern und Feldern des elterlichen Hofes, den er später einmal übernehmen sollte. Auch wenn er als leidenschaftlicher Bauer galt: Der Ruf Gottes, den der fromme Johann schon von Kindesbeinen an spürte, war stärker.

Der ewige Pförtner

1849 verzichtete er auf sein Erbe und trat als Laienbruder in das Kapuzinerkloster St. Anna im oberbayerischen Altötting ein. Drei Jahre später legte er seine Gelübde ab und nahm den Ordensnamen Konrad an. 1852 übertrug man ihm das Amt des Klosterpförtners, das zur seiner Lebensaufgabe werden sollte: 41 Jahre lang widmete er sich diesem Dienst aufopferungsvoll. Das brachte ihm den Beinamen "der ewige Pförtner" ein.

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Die zunächst banal klingende Tätigkeit war alles andere als einfach: Weil die Kapuziner die Wallfahrer in Altötting betreuten, war der Pfortendienst eine äußerst arbeitsintensive Aufgabe. Konrad, der als zurückhaltend und schüchtern galt, fiel diese Tätigkeit vermutlich in den ersten Jahren nicht gerade leicht, war er doch Jahr für Jahr mit Zehntausenden von Altötting-Wallfahrern konfrontiert. Fragen beantworten, Bitten erfüllen, Aufträge ausführen und Bettler versorgen sind nur einige der vielen Aufgaben, die mit dem Pfortendienst verbunden waren. Konrad kam jedem Anliegen nach, hatte trotz der Belastung für alle Menschen stets ein freundliches Wort übrig.

Neben seiner Dienst- und Hilfsbereitbereitschaft, bescheidenen Geduld und Aufopferung für seine Mitmenschen zeichnete sich Konrad durch eine tiefe Frömmigkeit und Gebetseifer aus. Die wenige Zeit, die ihm bei seinem 18-Stunden-Tag an der Pforte blieb, nutzte er zur Zwiesprache mit Gott, betete teilweise stunden- und sogar nächtelang. Wichtig in seinem geistlichen Leben waren ihm vor allem der tägliche Kommunionempfang sowie die Herz-Jesu-Verehrung und die Marienfrömmigkeit. Konrad war bei Volk und Wallfahrern gleichermaßen beliebt. Sein Name und Ruf verbreiteten sich damals weit über die Grenzen Bayerns hinaus.

"Ich kann nicht mehr"

Nach über vier Jahrzehnten als Pförtner spürte Konrad, dass seine Lebensuhr ablief. Ausgezehrt und erschöpft von seinem unermüdlichen Dienst und geplagt von Altersgebrechen, musste er seine Tätigkeit beenden. "Jetzt kann ich nicht mehr", soll er seinem Oberen gesagt haben. Drei Tage später, am 21. April 1894, starb der ewige Pförtner von Altötting. Seine letzte Ruhestätte fand der Ordensmann in der Altöttinger Kapuzinerkirche, die im Jahr 1953 in Bruder-Konrad-Kirche umbenannt wurde. Schnell pilgerten unzählige Wallfahrer nicht mehr nur zur Schwarzen Madonna von Altötting, sondern auch zum Grab des verehrten Kapuziners. Seit Ende der 1950er-Jahre ruhen seine Gebeine in einem Silberschrein unterhalb eines Baldachins in einem eigens geschaffenen Altar.

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Pius XI. sprach Konrad von Parzham am 30. Juni 1930 selig und vier Jahre später heilig. Sein kirchlicher Gedenktag ist sein Sterbetag, der 21. April. Die bayerische und die ungarische Kapuzinerprovinz wählten Konrad zu ihrem Patron, ebenso die Diözese Passau. Darüber hinaus gilt er als Schutzheiliger der Pförtner, katholischen Burschenvereine sowie als Helfer in allen Nöten. Vor allem in Bayern ist eine große Zahl kirchlicher und öffentlicher Einrichtungen nach ihm benannt: neben Gotteshäusern und Kirchengemeinden auch Kindergärten und Schulen sowie Straßen und Plätze.

Papst Benedikt XVI. und Konrad

Vor allem in Altötting wird das Andenken Konrads bewahrt: Sowohl die berühmte Klosterpforte als auch die sogenannte Alexius-Zelle, in die sich der Kapuziner zum Gebet zurückzog, können besichtigt werden. In seinem Elternhaus in Parzham können Pilger das Geburtszimmer Konrads und ein Museum in einem Nebengebäude besuchen. Der "Bruder-Konrad-Verein Parzham" sorgt auf Spendenbasis für den Erhalt des Geburtshofes und fördert die Wallfahrt zum heiligen Konrad.

Bei seinem Bayernbesuch im September 2006 kam auch Papst Benedikt XVI. nach Altötting und nahm die Gelegenheit wahr, die Heiligkeit Bruder Konrads hervorzuheben: "Er hat sich, wie es der Herr im Gleichnis empfiehlt, wirklich auf den letzten Platz gesetzt, als demütiger Pfortenbruder … [allen Menschen] hat er ohne große Worte durch seine Güte und Menschlichkeit eine Botschaft geschenkt, die mehr wert war als bloße Worte", so Benedikt in seiner damaligen Predigt. Dass diese Botschaft des Volksheiligen noch bekannter wird, dazu könnten sowohl das laufende Bruder-Konrad-Jahr als auch der Heiligkeitsbegriff von Papst Franziskus beitragen.

Von Tobias Glenz

Aktualisiert am 22. Dezember 2018.