Auslöser ist ein kürzlich erschienener Aufsatz

Jüdischer Verband sagt Israelreise mit Protestanten ab

Veröffentlicht am 24.04.2018 um 17:47 Uhr – Lesedauer: 
Judentum

Düsseldorf ‐ Ein Essay in einer Arbeitshilfe der Evangelischen Kirche im Rheinland soll das Existenzrecht Israels in Frage stellen. Der Landesverband der jüdischen Gemeinden reagiert mit Bestürzung – und zieht Konsequenzen.

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Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein hat eine geplante gemeinsame Israelreise mit der Evangelischen Kirche im Rheinland (EkiR) abgesagt. Der Vorstand habe sich einstimmig zu der Absage entschieden, teilte der Landesverband am Dienstag in Düsseldorf mit. Der Grund ist demnach ein Essay in einer kürzlich veröffentlichten EKiR-Arbeitshilfe zu "70 Jahre Staat Israel". Die darin von Autor Rainer Stuhlmann geäußerte "Verunglimpfung des Staates Israel als brutale Besatzungsmacht" sei nicht hinnehmbar, so der Landesverband.

Die Lebenslage der palästinensischen Bevölkerung als direktes Resultat der Staatsgründung Israels zu beschreiben, stelle das Existenzrecht Israels in Frage, kritisierte der Landesverband weiter. Das hinterlasse "einen faden Beigeschmack antizionistischer Stereotype".

Evangelische Kirche bedauert Absage

Die jüdischen Gemeinden arbeiteten mit der EkiR seit geraumer Zeit in einem konstruktiven Dialog zusammen, so der Landesverband. Der Beitrag Stuhlmanns aber habe sie bestürzt. Da es nicht zu einer Distanzierung der EKiR gekommen sei, werde nun eine Reise ohne die Protestanten stattfinden. Die Gemeinden äußerten ihre Hoffnung, "den wichtigen und konstruktiv-kritischen Dialog wieder aufnehmen zu können."

Die EKiR-Kirchenleitung bedauerte die Absage der Reise. Die Mitglieder der Kirchenleitung würden nun nicht nach Israel reisen, da die Begegnung mit dem Landesverband und das gemeinsame Feiern des Jubiläums der israelischen Staatsgründung hinfällig geworden seien, teilte die EKiR in Düsseldorf mit. "Gerne hätten wir auch die Reise mit dem Landesverband für das Gespräch über diese kontroversen Themen genutzt", sagte Präses Manfred Rekowski. Umso mehr bedaure er die Absage. Wo sachliche Kritik an der Arbeitshilfe geübt werde, beschäftige sich die EKiR "selbstverständlich damit".

Die Delegationen sollten ursprünglich gemeinsam vom 26. bis 29. April anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung Israels in das Land reisen. Dabei wollten sie das christliche Dorf Nes Ammim im Norden und die älteste Schoa-Gedenkstätte in Israel, Lochamei HaGetaot, besuchen. (KNA)