Zwischen großer Chance und großer Abschiedsfeier

Pro und Contra: Firmung im Jugendalter?

Veröffentlicht am 28.04.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser firmt eine Jugendliche.
Bild: © KNA
Sakramente

Bonn ‐ Ist die Firmung im Jugendalter eine sinnvolle Praxis? Ja, meint katholisch.de-Volontär Roland Müller. Das derzeitige Firmalter biete eine einmalige Chance. Kollege Kilian Martin widerspricht und fordert: Zurück zum Ursprung!

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Pro: Jugendliche brauchen intensive religiöse Begleitung

Die Pubertät ist eine schwierige Lebensphase: Wenn sich bei einem Menschen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren Körper und Denken verändern, ist das oft herausfordernd, verwirrend und anstrengend – nicht nur für den Jugendlichen selbst, sondern auch für seine Eltern. Genau in diese problematische Zeit fällt für katholische Jugendliche die Vorbereitung auf die Firmung. In vielen Pfarreien wird das Sakrament in der Regel Schülern der neunten Klasse gespendet. Auch wenn es sich hierbei wohl um die Mehrheit der deutschen Kirchengemeinden handelt, ist das übliche Firmalter von 14 oder 15 Jahren durchaus umstritten. Die Kritiker favorisieren die Firmung im Kindesalter oder schlagen vor, nur Volljährige zu firmen. Doch auch wenn sich diese Forderungen auf historische oder theologische Gründe stützen mögen, greifen sie zu kurz.

Die Firmung im Jugendalter hat sich seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland bewährt. Man sollte an ihr festhalten, denn sie ist ein hervorragender Anlass, um mit den jungen Gläubigen in Kontakt zu kommen. Auch in anderen Religionen gibt es Riten für dieses Lebensalter. Außerdem fehlen oft Katechese-Angebote für Jugendliche in diesem Alter in den Pfarreien. Aber besonders die schwierige Pubertät ist aber ein sehr wichtiger Zeitpunkt für eine umfassende Jugendseelsorge. Da sich so viele Dinge in ihrem Leben ändern, brauchen Jugendliche in dieser Zeit eine intensive Begleitung – auch im Glauben. Denn zeitgleich mit dem Körper reift das Gottesbild: Der Kinderglaube an den "lieben Gott" wankt; die jungen Leute stellen Gewohntes in Frage. Gerade in dieser Phase der Verunsicherung darf die Kirche die Jugend nicht allein lassen.

Das Sakrament der Firmung ist in erster Linie die wirksame Zusage des Heiligen Geistes – ganz gleich in welchem Alter gefirmt wird. Doch das Firmalter von 14 oder 15 Jahren ist eine einmalige Chance für die Kirche: Sie kann ihrem Nachwuchs in einer Umbruchszeit dabei helfen, den eigenen Glauben zu entdecken. Und wegen des intensiven Kontakts darauf hoffen, auch in Zukunft eine wichtige Rolle im religiösen Leben der Jugendlichen zu spielen. Es versteht sich von selbst, dass das nicht einfach ist. Doch die Kirche darf diesem wichtigen Auftrag nicht aus dem Weg gehen, indem sie auf ein vermeintlich einfacheres Firmalter ausweicht.

Von Roland Müller
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Video: © Mediaplus X und Bernward Medien

Ein Beitrag der Serie "Katholisch für Anfänger". Die Zeichentrickserie erklärt auf einfache und humorvolle Art zentrale Begriffe aus Kirche und Christentum. In dieser Folge geht es um das Sakrament der Firmung und dessen Bedeutung im christlichen Glauben. Was bedeutet die Firmung?

Contra: Führt die Firmung zurück zum Ursprung!

Während landauf landab fieberhaft um die Zukunft des Firmsakraments gerungen wird, fehlt noch immer ein Bischof, der mutig sagt: Die Zukunft der Firmung liegt in der Vergangenheit! Anstatt das Alter für die Firmspendung immer nur ein paar Jahre rauf oder runter zu verschieben, sollte endlich einer vorangehen und sie radikal auf ihre historischen Ursprünge beziehen. Dies würde dem Charakter als Initiationssakrament endlich gebührend Rechnung tragen.

Denn anstatt die volle Gemeinschaft mit der Kirche zu besiegeln, ist die Firmung für viele junge Menschen heute vor allem eine große Abschiedsparty. Man kann es ihnen kaum verübeln, schließlich leben sie oftmals in einem weithin bekenntnisfreien Umfeld. Wo schon der soziale Nahraum nicht mehr glaubensvermittelnd wirkt, wäre das umso mehr Aufgabe der verfassten Kirche. Doch die Firmkatechese scheint dazu kaum geeignet zu sein, wie die Praxis zeigt.

Dies ist wesentlich in der dauerhaften Sinnkrise begründet, in der sich die moderne Firmung befindet. Abgekoppelt von der Taufe, mit der sie eigentlich eng verbunden ist, und Jahre nach der Erlangung der eucharistischen Gemeinschaft, ist sie nur schwer zu begründen. So schwer gar, dass sie – obwohl Initiationssakrament – nicht einmal als notwendige Voraussetzung für das Sakrament der Trauung gesehen wird. Würden christliche Eheleute, die ja selber senden und verkündigen sollen, nicht gerade ein Sakrament der Sendung und Stärkung brauchen?

Ehrlich wäre es, die Firmung aus diesem Dilemma zu befreien und wieder als zweites Sakrament nach der Taufe zu spenden. Sie wäre dann nicht mehr Abschluss eines Weges, sondern vielmehr Bestärkung für den letzten Schritt zur vollen Gemeinschaft. Denn diese ist erst und endgültig erreicht, wenn der Gläubige am Eucharistischen Mahl teilnimmt. Eine Kinderfirmung könnte damit auch der – bestenfalls dann auch erst später gespendeten – Erstkommunion einen Dienst erweisen. Denn das eigentliche Sakrament der Entscheidung und Stärkung ist nun einmal die heilige Eucharistie.

Von Kilian Martin