Polen: WLAN für Pilger contra verletzte Gefühle der Gläubigen

Streit um Antenne auf weltgrößter Christus-Statue

Veröffentlicht am 30.04.2018 um 11:30 Uhr – Lesedauer: 
Polen

Warschau ‐ Um die weltgrößte Jesusstatue ist ein kurioser Streit entbrannt. Darf man auf ihrem Kopf eine WLAN-Anlage installieren? Der zuständige Pfarrer und sein Bischof sind unterschiedlicher Meinung.

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In Polen sorgt eine Sendeanlage für das Internet auf der weltweit größten Christus-Statue Swiebodzin (Schwiebus) nahe der deutschen Grenze weiter für Irritationen. Der örtliche Bischof Tadeusz Litynski ordnete laut Medienberichten vom Wochenende die Entfernung der Sendeanlage vom Kopf des 36 Meter hohen Denkmals bis zum 10. Mai an. Die Antennen könnten die "Sensibilität vieler Menschen, besonders von Gläubigen, verletzen", begründete der Bischof von Grünberg-Landsberg demnach sein Vorgehen gegen den zuständigen Priester in der Kleinstadt Swiebodzin.

Die hinter der Krone der Jesusfigur versteckte Anlage war einem Journalisten aufgefallen, als er mit Hilfe einer Drohne Bilder von der Statue machte. Gegenüber der Boulevardzeitung "Fakt" identifizierte ein Sachverständiger anhand der Bilder die Installation schließlich als WLAN-Sendeanlage. Pfarrer Jan Romaniuk hatte den Berichten zufolge zunächst gegenüber Medien und dem Bistum behauptet, es handele sich um Blitzableiter. "Der Pfarrer ist nicht daran interessiert, Platz auf dem Kopf zu vermieten", sagte er weiter.

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Tatsächlich habe er jedoch 2016 einen Vertrag über die Installation der Antennen mit einer Firma abgeschlossen, die Internetzugänge anbiete, so ein Bistumssprecher. Dafür habe die Pfarrei kostenlos eine Video-Überwachung und einen WLAN-Hotspot erhalten, den auch Pilger und Touristen nutzen konnten. Kritiker warfen dem Priester unlautere Geschäfte vor. Für die Sendeanlage fehle zudem eine Genehmigung der Kommune.

Die Christusfigur war 2010 im Beisein von 10.000 Menschen geweiht worden. Das bis auf die goldene Krone weiße Denkmal überragt die 1931 errichtete Christusstatue im brasilianischen Rio de Janeiro um sechs Meter und die 1994 fertiggestellte im bolivianischen Cochabamba um zwei Meter.

Schon einmal hatte die Statue für Kontroversen gesorgt, nachdem ihr Initiator, der Ortspfarrer Sylwester Zawadzki, 2014 gestorben war und in seinem Testament verfügt hatte, sein Herz zu Füßen der Statue beizusetzen. Auf der Grundlage des polnischen Bestattungsrechts, das der Beisetzung entgegenstand, entspann sich ein Rechtsstreit. (bod/KNA)