Christoph Strack über getötete Christen

Unbesungene Märtyrer

Veröffentlicht am 02.05.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Christoph Strack über getötete Christen

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In Mexiko starb vor zehn Tagen der 33-jährige Geistliche Juan Miguel Contreras Garcia. Niedergeschossen in der Sakristei. Der vierte in Mexiko getötete Priester seit Jahresbeginn. Auf den Philippinen wurde am Sonntag der 37-jährige Priester Mark Anthony Yuaga Ventura mit zwei Schüssen niedergestreckt, gleich nach der Messe, noch im Raum des Gottesdienstes. Der zweite ermordete Geistliche dort binnen vier Monaten. Besonders angerührt hat mich die ausführliche Schilderung der FAZ (12. April) über die Tötung oder eher den Mord am 36-jährigen Rossy Mukendi Tshimanga im Kongo, in einem Vorort von Kinshasa am 25. Februar. Die FAZ schildert die Szene, wie er neben einem Priester im Ornat beruhigend auf wütende Demonstranten einwirkt. Minuten später ist er tot. Im Kongo starben an Silvester mehrere Gläubige vor einer Kirche. Am 2. März dann ein Ordensmann, am 8. April Pfarrer Etienne Nsengiunva (38). Kopfschuss nach einer Taufe.

In den meisten Fällen sind es, wenn überhaupt, Ein-Satz-Meldungen in deutschen Medien. Der FAZ-Beitrag war insofern ein Glücksfall. Aber diese Morde sind eine Realität von Kirche in vielen Teilen der Welt. Und übrigens: Wohl all diese Fälle haben nichts mit islamistischem Terror zu tun. Na, ein toter Priester in Mexiko, ermordet von einem Islamisten…, da wäre auch der Boulevard dabei.

Nein. Diese Gläubigen, ob Laie oder geweiht, alle noch jung an Jahren, standen gegen strukturelle Gewalt und Ungerechtigkeit. Ventura zum Beispiel, 2011 zum Priester geweiht, hatte sich auf die Seite der Ureinwohner gestellt und einen Namen als Fürsprecher kleiner Leute gegen Minen-Unternehmen gemacht. Sie alle waren, um ein Wort abzuwandeln, Theologen des Volkes. Nicht selten waren und sind die großen kirchlichen Hilfswerke in Deutschland an der Seite solcher Kirchenleute. Und sie geben der Klage über diese Verbrechen immerhin internationale Aufmerksamkeit.

Aber es bleibt dabei: Diese Toten bleiben unbesungene Märtyrer. Sie werden wohl auch in keiner deutschen Sonntagsmesse genannt. Dabei lebten sie im besten Sinne Kirche. Ganz konservativ. An der Seite der Entrechteten, derer ohne Hoffnung.

Ach ja, ein PS: Am Morgen dachte ich noch, diesen "Standpunkt" dem mit Spannung erwarteten Gespräch der deutschen Bischöfe am Donnerstag in Rom zu widmen. Kirche kreist um sich selbst. Aber das war es mir dann nicht mehr wert.

Von Christoph Strack

Der Autor

Christoph Strack ist stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios der Deutschen Welle.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.