Malteserorden hat neuen Großmeister
Der Malteserorden hat Fra' Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto (73) zu seinem neuen Großmeister gewählt. Das gab der Orden am Mittwoch in Rom bekannt. Dalla Torre hatte zuvor die Funktion eines Statthalters. In dieser Rolle führte er die Gemeinschaft nach einer schweren Leitungskrise übergangsweise seit dem 29. April 2017. Die jetzige Wahl erfolgte durch die 54 Mitglieder des Großen Staatsrats. Dalla Torre erhält das Amt des Großmeisters auf Lebenszeit.
Vor der Bekanntgabe wurde Papst Franziskus schriftlich über das Wahlergebnis informiert. Anschließend erhielten auch die Großpriorate und andere Institutionen des Ordens Kenntnis, ebenso die Regierungen der 107 Staaten, zu denen der Orden mit dem Rang eines Völkerrechtssubjekts diplomatische Beziehungen unterhält. Am Donnerstagmorgen leistet Dalla Torre vor dem päpstlichen Sonderdelegaten für den Orden, Erzbischof Angelo Becciu, seinen Amtseid in der römischen Kirche Santa Maria in Aventino.
Seit 2008 Großprior von Rom
Dalla Torre wurde 1944 in Rom geboren, hat sich während seines Studiums auf christliche Archäologie und Kunstgeschichte spezialisiert und lehrte an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom. Er hatte den Orden bereits 2008 in seiner Funktion als Großkomtur nach dem Tod des damaligen Großmeisters, Fra Andrew Bertie, übergangsweise geleitet. Seit 2008 ist Fra Giacomo Dalla Torre Großprior von Rom. Sein älterer Bruder Giuseppe Dalla Torre ist Richter im Vatikan; er hatte den Vorsitz bei den Vatileaks-Prozessen.
Der letzte Großmeister, der Brite Matthew Festing (68), trat Anfang 2017 auf Druck von Papst Franziskus zurück. Vorausgegangen waren Turbulenzen an der Spitze des Ordens, bei der es auch um die kirchenpolitische Ausrichtung ging. Zeitweilig kostete der Streit den Deutschen Albrecht Freiherr von Boeselager (68) sein Amt als Großkanzler; er ist inzwischen rehabilitiert. Festing selbst hatte erst kürzlich zwei Kardinälen eine Mitschuld an der Intrige gegen von Boeselager gegeben: Kardinal Raymond Leo Burke und Kardinal Gerhard Ludwig Müller.
Neben der Wahl des Großmeister stand am Mittwoch auch die Beratung über einen neuen Verfassungentwurf auf der Agenda des Großen Staatsrats. Das hatte der Kommunikationsdelegierte der deutschen Assoziation des Malteserordens, Urs Buhlmann, im Interview mit Vatican News noch vor der Wahl Dalla Torres angekündigt.
Aktuell muss der Großmeister laut Buhlmann "aus einer altadeligen Familie" stammen. Zudem muss er zum "Ersten Stand" des Malteserordens gehören - "Männer, die als sogenannte Professritter die drei Gelübde von Armut, Ehrwürdigkeit und Gehorsam abgelegt haben und dann echte Ordensleute sind im Sinne des kanonischen Rechtes". Buhlmann zufolge gibt es etwa 60 bis 65 Professritter, "von ihnen kommen aber - eben aufgrund der Notwendigkeit der adeligen Abstammung - aktuell zwölf Personen in Betracht die Großmeister werden könnten". Diese Regelung will der Orden künftig ändern. Die Wahl Dalla Torres fand allerdings noch nach der alten Ordensverfassung statt.
Malteser weltweit in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe tätig
Der Malteserorden steht in der Tradition des "Ritterordens vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem", des im 11. Jahrhundert gegründeten weltweit ersten christlichen Krankenpflegeordens. Nach der Reformation spaltete sich die Gemeinschaft auf in die katholischen Malteser und die evangelischen Johanniter. Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen.
Die Malteser haben nach eigenen Angaben 13.500 männliche und weibliche Ordensmitglieder sowie rund 120.000 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter. Sie sind weltweit in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe sowie im Gesundheitssektor aktiv. In Deutschland gründeten der deutsche Zweig des Malteserordens und der Deutsche Caritasverband 1953 den Malteser-Hilfsdienst (MHD) als Sanitäts- und Katastrophenschutz-Organisation. (bod/KNA)