Fast 2.000 Jahre alter Knochen soll neues "Zuhause" bekommen

Reliquie von Papst Clemens I. in Mülltonne gefunden

Veröffentlicht am 03.05.2018 um 14:15 Uhr – Lesedauer: 
Reliquien

Bonn/London ‐ Die Müllmänner trauten ihren Augen nicht: Sie entdeckten ein Knochenfragment in einer Londoner Mülltonne - und das gehört dem heiligen Clemens von Rom. Jetzt wird eine neue Bleibe für die Reliquie gesucht.

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Sensationsfund eines Londoner Entsorgungsunternehmens: In einer Mülltonne haben Arbeiter eine Knochenreliquie des heiligen Clemens von Rom (†97) entdeckt. Wie das Unternehmen "Enviro Waste" jetzt mitteilte, ist es derzeit auf der Suche nach einer neuen Bleibe für die kostbare Reliquie. Demnach wurde das päpstliche Knochenfragment, das sich in einem rot-goldenen, mit Wachs versiegelten Reliquiar befand, bereits bei einer "Routine-Leerung" im vergangenen Jahr gefunden. Per Online-Befragung ruft das Unternehmen die Bevölkerung nun auf, ein künftiges "Zuhause" für die Reliquie vorzuschlagen.

"Sie können sich unser Erstaunen vorstellen, als wir realisierten, dass unsere Leute einen Papstknochen gefunden haben", sagte Unternehmenschef James Rubin der Zeitung "Catholic Herald" am Mittwoch. Dies sei wohl etwas, was man nicht zu entdecken erwarte, "nicht einmal in unserer Branche", so Rubin. Wo die Reliquie herkam, ist nach jetzigem Stand unklar. Georges Kazan, Reliquienexperte von der Universität von Turku in Finnland, sagte auf Anfrage der Nachrichtenseite "MailOnline": Das Knochenfragment "könnte gestohlen worden sein, es könnte jemandem gehört haben und versehentlich weggeworfen worden sein".

"Ein bedeutendes Stück Geschichte"

Unternehmenschef Rubin: "Wir wissen, dass es ein bedeutendes Stück Geschichte ist und sind erpicht darauf, den passendsten Platz für seine letzte Ruhe zu finden." Dafür bitte man die Bevölkerung nun um Mithilfe. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der angemessene Umgang mit Reliquien immer wieder diskutiert. Laut Kirchenrecht ist ihr Verkauf strengstens verboten (CIC Can. 1190 §1). Tatsächlich wurden bei der Umgestaltung vieler Kirchengebäude nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zahlreiche Reliquien an andere Orte gebracht und teilweise ausgemustert.

So möglicherweise auch die nun entdeckte Reliquie von Clemens I., der der Tradition nach von 88 bis 97 nach Christus Bischof von Rom war. Somit gilt er als dritter Nachfolger des Apostels Petrus und vierter Papst der Kirchengeschichte. Er zählt zu den sogenannten Apostolischen Vätern – frühchristlichen Theologen, die die Apostel noch persönlich gekannt haben – und ist Verfasser des ersten Clemensbriefes, der eine wichtige Quelle für die Geschichte des Urchristentums darstellt. (tmg)