Eucharistie-Streit: Kardinal Eijk will Klarheit vom Papst
Der niederländische Kardinal Willem Jacobus Eijk wünscht sich in der Debatte über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner mehr Klarheit von Papst Franziskus. Die an eine Delegation der Deutschen Bischofskonferenz gerichtete Vatikan-Erklärung vom vergangenen Donnerstag kritisierte er in einem Beitrag für die US-Zeitung "National Catholic Register" (Montag) als "völlig unverständlich". Und das, obwohl die kirchenrechtlichen Vorgaben eindeutig seien, so der Erzbischof von Utrecht.
Ein Zugang zu den Sakramenten der katholischen Kirche sei nichtkatholischen Christen demnach "nur in Notfällen" möglich - besonders dann, wenn Lebensgefahr bestehe, schrieb Eijk. Eine Interkommunion komme im Grunde nur mit orthodoxen Christen infrage, weil die Sakramentenlehre der Ostkirchen jener der katholischen Kirche entspreche. Das sei bei deutschen Protestanten jedoch nicht der Fall.
Vatikan hatte den Konflikt an die deutschen Bischöfe zurückverwiesen
Die deutschen Bischöfe hatten bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im Februar eine bisher noch nicht veröffentlichte Handreichung für konfessionsverbindende Ehen mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedet. Darin soll der Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner in begründeten Einzelfällen zugelassen werden. Sieben Bischöfe um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatten inhaltliche und formale Bedenken gegen das Dokument angemeldet und sich an den Vatikan gewandt. Unter anderem ging es um die Auffassung, eine Lösung für diese Frage könne nur auf weltkirchlicher Ebene gefunden werden.
Der Vatikan wies den Konflikt am Donnerstag allerdings an die deutschen Bischöfe zurück. Papst Franziskus ersuche sie, "im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden", hieß es in einer Erklärung nach einem Gipfeltreffen vatikanischer Behördenleiter und deutscher Bischöfe.
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hatte die Vatikan-Erklärung bereits am Wochenende als "armselig" bezeichnet. Sie gebe keine Antwort auf die Kernfrage, nämlich dass es "keine sakramentale Gemeinschaft ohne kirchliche Gemeinschaft" geben könne, sagte der frühere Präfekt der Glaubenskongregation dem Magazin "National Catholic Register". Der Papst und die Glaubenskongregation hätten "ganz klare Orientierung" zu geben, nicht qua "persönlicher Meinung, sondern gemäß dem überlieferten Glauben".
Müller warnte vor Übertragung von lehrmäßigen Kompetenzen
Müller warnte vor einer Übertragung von lehrmäßigen Kompetenzen auf nationale oder regionale Bischofskonferenzen. "Dem müssen wir widerstehen", so der deutsche Kardinal. Bischofskonferenzen seien von "sekundärer Bedeutung" für den Papst. Es sei unmöglich, dass Bischöfe mit Mehrheiten über Angelegenheiten der katholischen Lehre abstimmten. Wenn das Prinzip der Einheit von sakramentaler Gemeinschaft und kirchlicher Gemeinschaft zerstört werde, "wird die katholische Kirche zerstört", so Müller. Er forderte alle Bischöfe und auch die Glaubenskongregation auf, "ihre Pflicht zu tun und den Glauben zu erklären, zu verteidigen und voranzubringen".
Die Mehrheit der deutschen Bischöf betont dagegen, dass es sich bei ihrem Schreiben um eine "Pastorale Handreichung" und nicht um einen Lehrtext handele. Mit der Orientierungshilfe bewege man sich "im Rahmen der gegenwärtigen theologischen und kirchenrechtlichen Möglichkeiten", schrieb etwa Ökumene-Bischof Gerhard Feige. Mit dem Text werde keine generelle Zulassung oder offene Einladung zum Kommunionempfang ausgesprochen. Daher sei auch keine Rückbindung an Rom erforderlich. (bod/KNA)