Der Katholikentag verabschiedet sich in die Pause
14 h - 90.000 Gäste beim Katholikentag in Münster
Am Katholikentag in Münster haben rund 90.000 Gläubige teilgenommen. Nach aktualisierten Angaben des Veranstalters nach dem Abschlussgottesdienst wurden für die Tage von Mittwoch bis Sonntag rund 53.000 Dauer- und 35.0000 Tageskarten verkauft. Offen bleibt, wie viele Gäste ohne Eintrittskarten an dem größten Laientreffen der katholischen Kirche teilgenommen haben. Einige Veranstaltungen, Feste und Gottesdienste waren auch ohne Ticket zugänglich. Zuletzt verzeichnete der Katholikentag in Mannheim im Jahr 2012 mit 80.000 Gästen einen ähnlich großen Zuspruch. Über 120.000 Gäste kamen 1990 kurz nach der Wende zum Katholikentag nach Berlin.
Lange Wartezeit bis zum 102. Katholikentag
Auf den nächsten Katholikentag werden die Gläubigen nun ungewöhnlich lange warten müssen – nämlich bis 2022. Normalerweise werden Katholikentage alle zwei Jahre ausgetragen, doch das haut nun aus organisatorischen Gründen nicht hin. 2019 steht ein Evangelischer Kirchentag in Dortmund an, 2021 dann ein Ökumenischer Kirchentag in Frankfurt. Weil dieser für beide Kirchen sehr viel Arbeit bedeute, sei es nicht möglich, auch noch einen Katholikentag 2020 dazwischen zu schieben, hieß es in Münster vom Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
Wo der Katholikentag 2022 stattfinden soll, steht bislang noch nicht fest. Im Gespräch sind die Städte Würzburg und Erfurt. Die thüringische Hauptstadt hat sich allerdings bereits für den Katholikentag 2024 in Stellung gebracht. "Ich persönlich würde den Katholikentag 2024 in Erfurt als wunderbares Zeichen für religiöse Vielfalt sehr begrüßen", sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).
9:45 h - Woelki will "Kleinkrieg" unter Bischöfen befrieden
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat zum Abschluss des Deutschen Katholikentages in Münster die Wichtigkeit des immer neuen Ringens um Frieden betont. Dabei gehe es nicht nur um die großen Kriege der Völker, sagte er am Sonntag dem Kölner domradio. "Auch die vielen Kleinkriege in unseren Gemeinden, in unseren Familien, ja auch unter uns Bischöfen müssen befriedet werden", so der Erzbischof.
Laut seinen Worten bedeutet das nicht, dass über den richtigen Weg nicht auch mal richtig gestritten werden darf. Woelki ist der Überzeugung, dass Streit um die gute Sache sogar dringend notwendig ist. "Aber das Ziel, ein friedliches Zusammenleben auf allen menschlichen Ebenen im Einklang mit Gottes Schöpfung, das dürfen wir dabei nie aus den Augen verlieren." Woelki appellierte an die Teilnehmer des Katholikentags, nun in ihren Heimatgemeinden Friedensstifter zu werden und andere Menschen "anzustecken".
Samstag, 20 h: Todesdrohungen gegen Katholikentags-Gast
Die philippinische Menschenrechtsexpertin Stella Matutina wird nach ihrem Auftritt auf dem Katholikentag in Münster vorerst nicht in ihre Heimat zurückkehren. Nach Drohungen fürchte die 50-jährige um ihr Leben, teilte das katholische Hilfswerk missio am Samstagabend mit. Stella Matutina war 2015 mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar ausgezeichnet worden. Auf dem Katholikentag hatte sie über Menschenrechtsverletzungen in ihrer Heimat im Zusammenhang mit der Ausbeutung von Bodenschätzen berichtet.
In der Stadt Davao seien Steckbriefe mit Fotos von ihr und der Überschrift "Wanted" ("Gesucht") aufgetaucht. Die Gefahr sei groß, erschossen oder verhaftet zu werden wie bereits zahlreiche weitere kirchliche Mitarbeiter zuvor, hieß es. Vor einigen Tagen erst sei ein katholischer Priester und Menschenrechtsexperte nach der Messe umgebracht worden.
Samstag, 19 h: Katholikentag verleiht Preis an Hilfsprojekte
In Münster ist am Samstag beim Katholikentag der Aggiornamento-Preis 2018 verliehen worden. Der erste Preis und 5.000 Euro Preisgeld gingen an das Projekt "KjG-Kinderstadt" der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) im Erzbistum Köln. Das zweitplatzierte Projekt "Herz zeigen" des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) der Diözese Augsburg erhielt 3.000 Euro. 2.000 Euro für den dritten Platz gingen an das Projekt "Altersarmut begegnen" vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) aus Ibbenbüren.
Bei der "KjG-Kinderstadt" des Erzbistums Köln können die Teilnehmer fünf Tage lang in verschiedene Rollen und Berufe in einer Stadt schlüpfen. Damit würden sie unterstützt, ihr Leben verantwortlich zu gestalten und eigene Perspektiven zu entwickeln, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, in seiner Laudatio.
Das Projekt "Herz zeigen" unterstützt Geflüchtete und ehrenamtliche Flüchtlingshelfer. Der KDFB setzte sich damit "für ein friedliches, gewaltfreies und gleichberechtigtes Miteinander aller Menschen in unserer Gesellschaft ein". Die Jury würdigte besonders den Aufruf zum christlichen Blick zurück auf Herzlichkeit und Mitgefühl und weg von Statistiken und Zahlen in der Flüchtlingsdiskussion, so Sternberg.
Beim Projekt "Altersarmut begegnen" beraten Ehrenamtliche von Altersarmut bedrohte Menschen. Sie engagierten sich dafür, dass Frauen und Männer auch im Alter Überblick über ihre finanzielle Situation behielten und den Weg aus Notlagen fänden, sagte der ZdK-Präsident. Diese Arbeit sei vorbildlich.
Das ZdK stiftet den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Preis der Deutschen Katholikentage. Er wurde erstmals beim 98. Katholikentag 2012 in Mannheim vergeben. Gewürdigt werden Initiativen, die sich mit drängenden gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigen. Er soll zudem das Engagement von Laien und ihre Bedeutung für das Leben in der Kirche würdigen. Der Name "Aggiornamento" (deutsch etwa: Verheutigung) erinnert an die von Papst Johannes XXIII. eingeführte Bezeichnung für die Öffnung der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965).
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Samstag, 18:30 h: BDKJ fordert Priesterweihe für Frauen
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat die Forderung nach einer Öffnung des Priesteramts für Frauen bekräftigt. "Einerseits tritt die Kirche für Gleichberechtigung von Mann und Frau ein, andererseits verweigert sie den Frauen die Priesterweihe - das ist nicht authentisch", sagte der BDKJ-Bundesvorsitzende Thomas Andonie am Samstag beim Katholikentag in Münster. Fehlende Authentizität sei ein wichtiger Grund dafür, dass sich viele Jugendliche nicht mehr in der Kirche beheimatet fühlten. Dies betreffe auch die Segensverweigerung für homosexuelle Paare.
Er hoffe, dass bei der im Oktober geplanten Jugendsynode im Vatikan auch wirklich mit den jungen Gläubigen gesprochen werde und nicht nur über sie, so der Jugendverbandsvorsitzende. Bei der Synode werden neben dem Papst und Bischöfen aus allen Kontinenten auch 40 Jugendliche über ihre Belange und Erwartungen an die Kirche sprechen. Abstimmungsberechtigt sind sie nicht.
Der Passauer Bischof Stefan Oster betonte auf dem Podium, das päpstliche Lehramt habe in der Frage der Priesterweihe für Frauen klar entschieden. Er sehe theologisch keine Möglichkeit, ihnen das Priesteramt zu öffnen. Es sei kein biologischer Zufall, dass Jesus Christus als Mann gekommen sei und die alten Kirchentexte die Kirche immer wieder in weiblichen Begriffen dargestellt hätten. Er wünsche sich aber sehr, dass sich viele Frauen zu anderen kirchlichen Ämtern berufen fühlten. (kim/KNA/dpa)