Aber: Eine multireligiöse Fakultät wird es nicht geben

Konkrete Pläne für katholische Theologie an Humboldt-Uni

Veröffentlicht am 17.05.2018 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 
Hochschule

Frankfurt ‐ Ab dem Wintersemester 2019 ist es soweit. Dann kann an der Berliner Humboldt-Universität erstmals katholische Theologie studiert werden - mit einer besonderen Ausrichtung, wie jetzt bekannt wurde.

  • Teilen:

Nach langem Streit hat der Akademische Senat der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) die Pläne für ein Zentralinstitut für katholische Theologie und eines Instituts für Islamische Theologie zur Kenntnis genommen. Zu einer multireligiösen Fakultät unter Einbeziehung der Evangelisch-Theologischen Fakultät wird es damit nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag) nicht kommen. Sobald das Kuratorium der Universität und der Senat zugestimmt haben, sollen beide Institute zum Wintersemester 2019/20 ihre Arbeit aufnehmen, so die Zeitung weiter.

Die Katholischen Theologie solle in Berlin stärker anthropologisch und kulturwissenschaftlich ausgerichtet sein als an anderen katholischen Fakultäten der Republik. Sie werde keine Priesterausbildung anbieten, sondern einen Mono-Bachelor und Lehramtsstudiengänge im Bachelor und Master mit katholischer Theologie als Erst- oder Zweitfach. Wer Priester werden will, muss weiter nach Frankfurt oder Erfurt gehen.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte der Zeitung, die Öffnung sei mit der Bildungskongregation des Vatikans abgesprochen und in Rom erwünscht. Koch hob die globalgeschichtliche Ausrichtung sowie die bioethische Akzentuierung des künftigen Instituts hervor. Der Erzbischof wünscht sich eine enge Kooperation mit den Lebenswissenschaften ebenso wie mit Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Auch mit dem Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam, das liberale jüdische Theologie lehrt, werde man zusammenarbeiten, ebenso mit den bestehenden katholischen Einrichtungen in Berlin.

Dringend Religionslehrer in Berlin gebraucht

Koch liegt viel an einem "kollegartigen" Charakter des Instituts. In Berlin stehe nicht der interreligiöse, sondern der Dialog mit der Gesellschaft im Zentrum, die häufig nicht kirchlich gebunden sei. Da es in Berlin 25.000 katholische Schüler im freiwilligen Religionsunterricht gebe, würden dringend Lehrer gebraucht. Derzeit falle Religionsunterricht aus, und in fünf bis sechs Jahren gingen viele Religionslehrer in den Ruhestand, so Koch.

Vorgesehen sind fünf Professuren, zwei sollen von der FU Berlin an die HU wechseln, zwei neu geschaffen werden. Zwei davon sind W3-Stellen der höchsten Besoldungsstufe, die restlichen drei W1-Stellen für Juniorprofessuren. Hinzu kommt die seit 2005 an der HU angesiedelte Guardini-Stiftungsprofessur für Religionsphilosophie und Philosophische Ideengeschichte.

Theologie wird an der Humboldt-Universität bisher nur an der Evangelischen Fakultät gelehrt. In der Vergangenheit hatte es Spekulationen über Pläne für eine "multireligiöse Mischfakultät" gegeben. Der Vorschlag zur Gründung kam von evangelischen Theologieprofessoren der HU. Unter dem Dach einer solchen Fakultät sollten Protestanten, Katholiken, Muslime und Juden unter Wahrung ihrer Eigenständigkeit kooperieren. Gegner befürchteten jedoch, dass diese Eigenständigkeit verloren geht. Der evangelische Bischof Markus Dröge betonte zudem, dass es derzeit weder "die rechtlichen Voraussetzungen noch genug Gemeinsamkeiten etwa in der Frage, wie die Religionsgemeinschaften mit Rechten und Pflichten dort vorkommen sollten", gebe. Auch Erzbischof Koch erklärte, vor der Fakultätsfrage habe für ihn die "deutliche Verbesserung der katholischen Theologie" Vorrang. (bod/KNA)