Petition für Wilfried Schumacher an Papst und Bischofskonferenz

Nach Finanzskandal: Bonner wollen Stadtdechanten retten

Veröffentlicht am 19.05.2018 um 11:30 Uhr – Lesedauer: 
Der Bonner Stadtdechant Msgr. Wilfried Schumacher perdigt im Bonner Münster.
Bild: © KNA
Erzbistum Köln

Bonn ‐ Prominente Bonner kritisieren per Petition den Rücktritt von Stadtdechant Schumacher als vom Erzbistum Köln "erzwungen". Bei der Vorstellung des an Papst und DBK gerichteten Schreibens griffen sie Kardinal Woelki scharf an.

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Mit einer Petition stellen sich prominente Bonner Bürger auf die Seite des nach einem Finanzskandal zurückgetretenen Stadtdechanten Wilfried Schumacher. Wie der "Bonner General-Anzeiger" berichtet, wurde das Schreiben am Freitag vor dem Bonner Münster der Öffentlichkeit präsentiert. Demnach richtet sich die von 30 Erstunterzeichnern initiierte Petition an den Papst und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mit dem Anliegen, den Sachverhalt vollständig aufzuklären und neu zu bewerten. Die Initiatoren griffen bei der Präsentation auch Kardinal Rainer Maria Woelki und das Kölner Erzbistum scharf an.

Schumacher (68) war am vergangenen Freitag nach dem Offenbarwerden eines millionenschweren Finanzskandals in der Bonner Münsterpfarrei von seinen Ämtern zurückgetreten. Nach Angaben des Erzbistums Köln waren zwischen 2009 und 2014 Finanzmittel in Höhe von knapp einer Million Euro unzulässig verwendet worden. Interne und externe Prüfungen hätten ergeben, dass mit dauerhaft angelegtem Vermögen, das eigentlich für den Unterhalt der Pfarrkirche bestimmt war, Löcher im Pfarrei-Etat gestopft worden seien. Schumacher habe seine funktionale Verantwortung für das Missmanagement anerkannt, ihm werde jedoch keine persönliche Bereicherung  vorgeworfen, wie das Erzbistum mitteilte.

Zu den Initiatoren der Petition gehören unter anderen Bundesarbeitsminister a.D. Norbert Blüm, die ehemaligen Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Bärbel Dieckmann, Ex-NRW-Minister Jochen Dieckmann und Ex-Polizeipräsident Dierk Schnitzler. Nach Angaben des General-Anzeigers warfen Nimptsch und Blüm bei der Vorstellung des Schreibens Erzbischof Woelki vor, "unmenschlich und nicht im Sinne von Christenmenschen gehandelt zu haben". Das Erzbistum hätte den Amtsverzicht Schumachers mehr oder weniger erzwungen.

Mitverantwortung von Bistum und Bischof prüfen

Es müsse nun geprüft werden, "ob das Erzbistum Köln nicht einen großen Teil an Mitverantwortung trägt", sagte Nimptsch. Eine beim Bistum seit Jahren erbetene Haushaltsprüfung sei nie erfolgt. Mit der Petition werde daher von der DBK ein zweites externes Gutachten gefordert, in dem auch die Verantwortung des Erzbischofs untersucht werden soll.

Laut dem Pressesprecher der Erzdiözese, Christoph Heckeley, ist eine umfassende und transparente Aufklärung "das gemeinsame Ziel des Erzbistums Köln und auch der Erstunterzeichner der Petition". Dafür sei die externe, unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Deloitte" hinzugezogen worden. Die Verantwortung Schumachers habe hingegen  bereits ein früherer Prüfungsbericht festgestellt, sagte Heckeley.

Der populäre Geistliche Schumacher, 1949 in Bonn geboren und 1974 zum Priester geweiht, war fast 20 Jahre am Bonner Münster tätig und im Video-Format "Katholisch für Fortgeschrittene" auch regelmäßig auf katholisch.de zu sehen. Zurzeit lebt er nach Bistumsangaben als Priester im Ruhestand und hat keinen verpflichtenden Seelsorgeauftrag mehr. (tmg)