Der Kirchensenat wird vielfältiger
Louis Raphael I. Sako
Louis Raphael I. Sako (69), Patriarch von Babylon mit Sitz in Bagdad, leitet als Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche eine der größten christlichen Glaubensgemeinschaften des Nahen Ostens. Nach Schätzungen sind allerdings zwei Drittel der Gläubigen vor Krieg und Terror aus dem Irak geflohen, viele in den Westen. Sako ist deshalb ein unermüdlicher Warner vor dem Untergang des Christentums in dessen Geburtsregion. Papst Franziskus schätzt den Patriarchen, der zwölf Sprachen spricht, unter anderem als Experten für den interreligiösen Dialog mit dem Islam.
Luis Ladaria
Luis Ladaria (74) leitet als Präfekt der Glaubenskongregation eine der wichtigsten Vatikanbehörden. Das Amt übernahm er im Juli 2017 als Nachfolger von Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Der Spanier ist wie Franziskus Jesuit – der erste an der Spitze der Glaubenskongregation – und spricht dessen Muttersprache. Er gilt als gemäßigt konservativ und sieht sich selbst als Mann der Mitte. Der gut Deutsch sprechende Erzbischof studierte unter anderem an der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Er leitet auch die 2016 von Franziskus einberufene Kommission zur Erforschung des Frauendiakonats. Überraschend kommt seine Aufnahme ins Kardinalskollegium nicht. Ein Glaubenspräfekt trägt üblicherweise Purpurrot.
Angelo De Donatis
Angelo De Donatis (64) ist seit einem Jahr Generalvikar des Bistums Rom und somit pastoraler und administrativer Vertreter des Papstes in dessen Eigenschaft als Bischof der Ewigen Stadt. Dieses Amt, auch als Kardinalvikar bezeichnet, ist traditionell mit der Kardinalswürde verbunden. Es bringt den Erzbischof häufig in Kontakt mit Franziskus, neben regelmäßigen Dienstbesprechungen etwa bei den Begegnungen mit dem römischen Klerus und bei seinen Pastoralbesuchen an die Peripherie Roms. 2014 verfasste der Italiener auf Bitten von Franziskus die Meditationstexte für die Fastenexerzitien der Kurie.
Giovanni Angelo Becciu
Giovanni Angelo Becciu (70) steht als Substitut des vatikanischen Kardinalstaatssekretariats seit 2011 in einer hohen Position an der Kurie. In seinen Amtsbereich fielen bisher unter anderem die Kontakte zu den päpstlichen Nuntiaturen in aller Welt. Zuvor diente der italienische Erzbischof selbst viele Jahre als Vatikandiplomat im Ausland. Zu seinen Stationen gehörten Großbritannien, Neuseeland, Frankreich, die USA, Kuba, die Karibik und afrikanische Länder wie Sudan und Angola. Er zählt auch zum Beraterkreis der Glaubenskongregation. Papst Franziskus ernannte ihn 2017 außerdem zum Sondergesandten für den Souveränen Malteserorden.
Konrad Krajewski
Konrad Krajewski (54) brachte es als Päpstlicher Almosenmeister von Franziskus seit 2013 zu einiger Berühmtheit unter den Obdachlosen Roms und darüber hinaus. Der Name des polnischen Erzbischofs steht für die aktive materielle Unterstützung von Bedürftigen, die dem Papst besonders am Herzen liegt. Initiativen wie Duschen und ein Friseursalon am Petersplatz für Menschen auf der Straße gehen auf ihn zurück. Oft sind er und seine Helfer auch persönlich im Auto rund um den Vatikan unterwegs, um Lebensmittel und anderen Bedarf unter die Leute zu bringen. In seinen früheren Ämtern befasste sich Krajewski vor allem mit der Liturgie.
Joseph Coutts
Joseph Coutts (72) vertritt als Erzbischof im pakistanischen Karatschi eine besonders gefährdete Diasporagemeinde. Immer wieder steht die kleine christliche Minderheit Pakistans im Fadenkreuz von muslimischen Eiferern und wird Ziel blutiger Anschläge. Dagegen fordert Coutts einerseits energisch den Schutz des Staates ein und betont andererseits die Botschaft der Nächstenliebe. Als Direktor der pakistanischen Caritas widmet er sich auch der Versorgung notleidender Muslime. Als Bischof diente er zuvor in den Megametropolen Hyderabad und Faisalabad. Von 2011 bis 2017 war er Präsident der Pakistanischen Bischofskonferenz.
Linktipp: Die Kirche bekommt 14 neue Kardinäle
Papst Franziskus hat die Kreierung von 14 neuen Kardinälen am 29. Juni in Rom angekündigt. Elf der Kandidaten sind jünger als 80 und dürfen somit an einer Papstwahl teilnehmen. Das sind die Neuen im Kardinalsrang.Antonio dos Santos Marto
Antonio dos Santos Marto (71) ist als Bischof Leiria-Fatima seit 2006 zuständig für einen der wichtigsten Marienwallfahrtsorte der Welt, das portugiesische Fatima. Zuvor war der Portugiese, der an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Theologie promovierte, seit 2004 Bischof von Viseu. Im Jahr seines Wechsels konnte Marto in Fatima zunächst Papst Benedikt XVI. (2005-2013) begrüßen; 2017, zum hundertjährigen Jubiläum der dort überlieferten Marienerscheinungen auch Papst Franziskus. Dabei sprach der Papst zwei der drei Seherkinder heilig. Das Ereignis zog weit mehr als Hunderttausend Pilger aus aller Welt an.
Pedro Barreto Jimeno
Pedro Barreto Jimeno (74), Leiter des Anden-Erzbistums Huancayo, hat sich einen Ruf als sozialpolitischer Streiter erworben: Gegen die Umwelt- und Gesundheitsgefährdung durch den Bergbau in seiner Region Junin setzte er sich ebenso ein wie für die Belange der Amazonasregion. Zeitweise leitete er die Bischöfliche Kommission für soziales Engagement in Peru; ferner saß er im Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM. Geboren 1944 in Lima, trat er nach der Schule in den Jesuitenorden ein. Dort widmete er sich unter anderem der Jugend- und Nachwuchsförderung. Seine Bischofsernennung erfolgte 2001 noch durch Johannes Paul II. (1978-2005). Barreto wird – gemeinsam mit Luis Ladaria – der zweite Jesuit unter den Papstwählern.
Desire Tsarahazana
Desire Tsarahazana (64), aufgewachsen in der Vanille-Kleinstadt Amboangibe im Norden Madagaskars, studierte Theologie in der Hauptstadt Antananarivo und im französischen Lyon. 2000 wurde er erster Bischof der frisch errichteten Diözese Fenoarivo Atsinanana, 2008 erhielt er den Ruf in die Hafen- und Handelsstadt Toamasina, deren Erzbistum er seitdem leitet. Tsarahazana befasste sich unter anderem auch mit der Geschichte der Sklaverei in Madagaskar. 2014 nahm er als Vertreter seines Landes an der Familiensynode im Vatikan teil. Seit 2012 ist er Vorsitzender der nationalen Bischofskonferenz.
Giuseppe Petrocchi
Giuseppe Petrocchi (69) ist ein Mann der Geisteswissenschaft: Geboren am 19. August 1948 in Ascoli Piceno in den italienischen Marken, studierte er Theologie an der päpstlichen Lateran-Universität, erwarb dann weitere Abschlüsse in Philosophie in Macerata und in Psychologie in Rom. Vielfältig waren auch seine Aufgaben: Beauftragter für Jugendseelsorge und Berufungspastoral, Dozent für Philosophie, Pädagogik und Psychologie, Pfarrer und Chefredakteur der Bistumszeitung. Kurz vor seinem 50. Geburtstag wurde er zum Bischof von Latina südlich von Rom ernannt; nach 15 Jahren berief ihn Papst Franziskus an die Spitze des Erzbistums L'Aquila in den Abruzzen – eine Region, die noch immer unter den Folgen des Erdbebens von 2009 leidet.
Thomas Aquinas Manyo Maeda
Thomas Aquinas Manyo Maeda (69) kann wie Franziskus von sich sagen, man habe ihn "vom anderen Ende der Welt" gerufen: Aus Tsuwasaki im äußersten Westen Japans stammend, leitet er heute das Erzbistum Osaka in einer der größten Metropolregionen der Welt. Allerdings leben unter den rund 19 Millionen Einwohnern im Ballungsraum nur rund 51.000 Katholiken. Der am 3. März 1949 geborene Maeda studierte in der Präfekturhauptstadt Nagasaki; im gleichnamigen Bistum arbeitete er als Pfarrer und als Chef der diözesanen Medienabteilung, bevor er 2006 Generalsekretär der Bischofskonferenz und 2011 Bischof von Hiroshima wurde. 2014 ernannte Franziskus ihn zum Leiter der flirrenden Hafenmetropole Osaka; 2016 wählten die japanischen Bischöfe Maeda zudem zum Vizevorsitzenden ihrer Konferenz.
Sergio Obeso Rivera
Sergio Obeso Rivera (86) prägte lange Jahre das Geschick der katholischen Kirche in Mexiko: Zwei Amtszeiten in Folge saß er der nationalen Bischofskonferenz vor, und nach einer Pause wählten ihn die Bischöfe erneut an die Spitze - jeweils mit eigenen Herausforderungen. Nach einer Kindheit auf dem Dorf ging der am 31. Oktober 1931 geborene Obeso als Student nach Rom, wo er an der Päpstlichen Universität Gregoriana seinen theologischen Doktor machte. Es folgte eine nicht untypische Bischofslaufbahn: Aufgaben in der Ausbildung bis zum Rektor des Priesterseminars, dann 1971 die Berufung als Bischof von Papantla. Mit 42 Jahren wurde er zum Koadjutor und De-facto-Leiter des Erzbistums Xalapa ernannt; nach dem Tod des amtierenden Erzbischofs rückte er an dessen Posten. 1982 wählte die Bischofskonferenz den vergleichsweise jungen Obeso zu ihrem Vorsitzenden. Als Obeso 1995 ein drittes Mal Vorsitzender der Bischofskonferenz wurde, spielten Friedensbemühungen in der Unruheprovinz Chiapas eine bedeutende Rolle. 2007 nahm Benedikt XVI. seinen angebotenen Amtsverzicht aus Altersgründen an.
Toribio Ticona Porco
Toribio Ticona Porco (81) arbeitete, bevor er Priester wurde, in den Minen von Potosi für den Lebensunterhalt seiner Familie. Am 25. April 1937 in Atocha geboren, lernte Ticona den harten Alltag in der südbolivianischen Bergbauregion kennen. Nach dem Studium – unter anderem in Brüssel – bewahrte er seine Nähe zu der Region und den Menschen: erst als Priester, dann als Weihbischof in Potosi, schließlich, ab 1992, auch als Bischof von Corocoro. Damals waren auf einer Fläche von 29.000 Quadratkilometern fünf Diözesanpriester und zehn Ordensgeistliche tätig. Während seiner 20 Jahre als Oberhirte betrachtete Ticona es als Ehrensache, neben Spanisch und Quechua auch alle anderen Sprachen seines Kirchenbezirks zu lernen.
Aquilino Bocos Merino
Aquilino Bocos Merino (80) verschrieb sein Leben der Mission: Geboren im spanischen Dorf Canillas de Esgueva bei Valladolid, trat er in die Ordensgemeinschaft der Claretiner ein, studierte dort, wurde Priester und erweiterte sein fachliches Spektrum mit Hochschulabschlüssen in Philosophe und klinischer Psychologie. Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten in seiner Kongregation übernahm Bocos Leitungsaufgaben, von 1991 an auch als Generaloberer der Claretiner für zwei Amtsperioden. In dieser Zeit bemühte er sich um die Vernetzung mit anderen Ordensgemeinschaften. Auch auf weltkirchlicher und vatikanischer Ebene war Bocos tätig, etwa als Mitglied der römischen Ordenskongregation von 1994 bis 2004. Kurz nach Bocos' 80. Geburtstag am 17. Mai kündigte Papst Franziskus an, ihn in Anerkennung seiner Verdienste zum Kardinal zu erheben.