Aktion für Erhalt letzter katholischer Tageszeitung
Die Redaktion des "Giornale del Popolo" (GdP) hat einen Appell gegen die am Samstag erfolgte Schließung der letzten katholischen Tageszeitung der Schweiz veröffentlicht. Alle Tessiner seien aufgerufen, "eine historische Stimme der italienischen Schweiz zu bewahren". Mit der Tageszeitung des Bistums Lugano solle die "Informationsvielfalt" erhalten bleiben, heißt es in dem am Wochenende veröffentlichten Aufruf. Eine Online-Petition habe bislang rund 600 Unterschriften erbracht. Zugleich wurde eine Fundraising-Aktion der "Vereinigung der Freunde des Giornale del Popolo" für die Zeitung gestartet.
Vergangene Woche hatte Luganos Bischof Valerio Lazzeri als Herausgeber die Einstellung des "Giornale del Popolo" nach 92 Jahren angekündigt. Im Editorial der letzten Ausgabe vom Samstag hatte Chefredakteurin Alessandra Zumthor für die zahlreichen Zeichen der Wertschätzung für die Zeitung gedankt. Dazu wurden mehrere Seiten mit Leserbriefen sowie mit Kinderzeichnungen abgedruckt. Der Rest der Ausgabe erschien mit den gewohnten Rubriken.
Bischof dankt für "großzügiges und lang anhaltendes Engagement"
Die Schließung der Zeitung steht nach Angaben des Bistums Lugano im Zusammenhang mit der laufenden Liquidation des Werbevermarkters Publicitas. Das "Giornale" habe sich zu einem großen Teil aus Werbeeinkünften finanziert; sie seien aufgrund "tiefgreifender Probleme" bei Publicitas weggefallen. Laut einem Bericht des "Tages-Anzeigers" geriet Publicitas in eine Schieflage, nachdem immer mehr Verlage die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen beendet hatten. Die Verlage hätten eine "schlechte Zahlungsmoral" des Werbevermarkters moniert. Infolgedessen habe dieser am 11. Mai beim Bezirksgericht Bülach Konkurs angemeldet.
Bischof Lazzeri dankte den Beschäftigten für ihr "großzügiges und lang anhaltendes Engagement". Derzeit würden Lösungen gesucht, um die Folgen der erzwungenen Betriebsschließung "weniger schwerwiegend" zu gestalten. Für die katholische Presseagentur catt.ch habe die Schließung vorläufig keine Folgen, teilte Redaktionsleiterin Cristina Vonzun auf Anfrage mit. (KNA)