Kirche bedauert Abtreibungsvotum in Irland
Der Vatikan hat den Ausgang des irischen Referendums zur Abtreibung bedauert. "Ich glaube, da gibt es keinen Sieg zu verkünden und nichts zu feiern", sagt der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, am Wochenende dem Portal Vatican News mit Blick auf Reaktionen der Befürworter einer Lockerung des bestehenden Abtreibungsverbots. "Alles, was in irgendeiner Weise dem Tod die Drecksarbeit leichter macht, stimmt uns nicht besonders froh!", so Paglia. Nun müsse man sehen, auf welche gesetzliche Regelung Irlands Politiker sich letztlich einigen.
Bei dem Referendum am Freitag hatte sich eine deutliche Mehrheit für eine Streichung eines Verfassungszusatzes von 1983 ausgesprochen, der Schwangerschaftsabbrüche bislang faktisch unmöglich macht. Wer dagegen verstößt, kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden. Selbst nach einer Vergewaltigung, Inzest oder bei einem kranken Fötus ist in Irland ein Schwangerschaftsabbruch bisher untersagt. Tausende irischer Frauen reisen deshalb jährlich nach Großbritannien und in andere Länder, um Abtreibungen vornehmen zu lassen.
Erzbischof beklagt zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche
Laut dem offiziellen Endergebnis stimmten 66,4 Prozent der Iren für eine Streichung des Verfassungszusatzes, 33,6 Prozent votierten dagegen und für eine Beibehaltung des Status quo. Die Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge bei rund 64 Prozent. Die Regierung kündigte nach dem Referendum an, bis Ende des Jahres ein neues Abtreibungsgesetz verabschieden zu wollen, wonach Schwangerschaftsabbrüche künftig bis zur zwölften Woche legal seien sollen. Danach sollen Abtreibungen nur aus medizinischen Gründen erlaubt sein.
Der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, klagte angesichts des Ausgangs des Referendums über eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche in Irland und rief zur Erneuerung auf. Die Kirche lasse in den Augen vieler Menschen Mitgefühl vermissen, sie müsse sich daher auf ihre Wurzeln besinnen, sagte Martin dem Sender RTE. (stz/dpa/KNA)