Die Credo Convention will junge Leute erreichen, die mehr Glauben wollen

"Wir haben uns von den Freikirchen inspirieren lassen"

Veröffentlicht am 06.06.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Paderborn

Dortmund ‐ Mehr Glauben – aber in cool und hip. Das will die Credo Convention erreichen, die das Erzbistum Paderborn in Dortmund am Wochenende veranstaltet. Hinter der Idee stecken einige bekannte Köpfe.

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Adjektive wie "attraktiv", "cool", "modern" oder "ästhetisch" hört Stephan Schröder nur selten, wenn junge Leute über die katholische Kirche sprechen. Das will der Diözesanjugendpfarrer des Erzbistums Paderborn ändern. Um einen positiven Akzent gegen das schlechte Image zu setzen, entwickelten er und sein Team von der Jugendbildungsstätte der Diözese ein neues Glaubensformat: "Credo Convention" heißt ein Wochenende für junge Erwachsene, das erstmals am kommenden Freitag und Samstag in der Dortmunder Kreuz-Kirche stattfindet. "Wir wollen einfach mal neue Wege beschreiten", erklärt Schröder die Initiative.

Das scheint auf Interesse zu stoßen: Rund 200 Jugendliche haben sich für die eineinhalb Tage angemeldet, nur einige wenige Plätze sind noch frei. Das Programm bietet zum einen viel christliche Musik – gleich drei Bands spielen ein abendliches Konzert mit Glaubensimpulsen, laden am nächsten Tag aber auch zu musikalischem Morgenlob und Lobpreis ein. "Die christliche Popmusik von Outbreakband und Co. ist unter jungen Erwachsenen wirklich angesagt", sagt Schröder. Die weiteren Haupttagungspunkte sind drei Keynotes mit den Titeln "Leben für Jesus Christus", "Werben für Gott" und "Faszinieren für den Glauben". Die Redner sind keine Priester, sondern engagierte Christen, die in den Augen der Veranstalter das Potential haben, Jugendliche zu begeistern.

Vom Weltjugendtag inspiriert

Zu den Jugendgottesdiensten des Fuldaer Cityseelsorgers Björn Hirsch kommen regelmäßig über 1.000 junge Leute, Michael Kortüm kennt sich als Chef einer Werbeagentur schon beruflich mit Kommunikation aus, und dem Österreicher Otto Neubauer liegt die Mission derart am Herzen, dass er den Wiener Kardinal Schönborn zu Streifzügen durch die Kneipen von Österreichs Hauptstadt überredete. Von allen dreien erhofft sich Schröder "mitreißende" Statements, wie er im Gespräch mit katholisch.de sagt. Abgerundet wird das Programm durch eine "After-Worship-Party" am späten Freitagabend und einen Gottesdienst zum Ausklang am Samstagnachmittag. "Wir haben uns von den Freikirchen inspirieren lassen – von denen können wir im Bereich neuer Glaubensformate noch einiges lernen", resümiert Schröder das Programm. Den Anspruch eines modernen, jungen Angebots unterstreichen auch die eigens eingerichtete Webseite credocon.de sowie die begleitenden Kanäle auf YouTube, Facebook, Twitter und Instagram.

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Die Idee zu dem Projekt entstand im Kern schon vor einigen Jahren. Stephan Schröder erinnert sich noch, dass 2013 viele Jugendliche begeistert aus Rio de Janeiro vom Weltjugendtag mit Papst Franziskus zurückkehrten. Aus der Begeisterung sei bei vielen aber nach und nach eine Enttäuschung geworden, als sie merkten, dass es ähnlich "dichte" Glaubensformate in Deutschland gar nicht gebe, so Schröder. Damals gründete der Diözesanjugendpfarrer die Bewegung "Young Mission", die sich mit ihren Wochenenden vor allem an junge Leute unter 18 richtet – nun startet er das Angebot für die nächste Altersgruppe, ab der Volljährigkeit. "In vielen Pfarreien kommen nicht nur die Jugendlichen, sondern auch diese jungen Erwachsenen mit ihren Bedürfnissen kaum noch vor, sie finden sich dort vielfach einfach nicht wieder", ist Schröder überzeugt. In diese Lücke will er nun mit seiner Credo Convention springen.

Für Leute, die mehr Glauben wollen

Auf die Frage, ob ein solches Angebot auf diözesaner Ebene eine zusätzliche Konkurrenz für die Jugendarbeit in Pfarreien und Jugendverbänden sei, hat Schröder eine klare Antwort. Solche Überlegungen hält er für "Quatsch". Denn schließlich gehe es bei der Credo Convention nicht darum, junge Leute dauerhaft an sich zu binden, sondern sie bei einem kompakten Wochenende wieder neu zu inspirieren und zu begeistern. "Vielleicht kehren sie ja verändert und motiviert wieder in ihre Gemeinden und Verbände zurück und stoßen dort etwas an", hofft Schröder. Auch mit Kategorien wie "konservativ" oder "progressiv" kann er nicht viel anfangen. "Das Format ist sicherlich für solche gedacht, die etwas mehr Glauben wollen. Aber Kategorisierungen helfen wirklich nicht weiter. Wir müssen als Kirche froh sein, wenn wir überhaupt Formate finden, die Jugendliche und junge Erwachsene begeistern", meint der Geistliche.

Credocon in Dortmund
Bild: ©Erzbistum Paderborn

"Die christliche Popmusik von Outbreakband und Co. ist unter jungen Erwachsenen wirklich angesagt", sagt Veranstalter Schröder.

Überhaupt appelliert Schröder für einen positiveren Umgang mit der eigenen christlichen Identität. "Glaube und Kirche wird so oft als 'auf dem absteigenden Ast' wahrgenommen, als 'altbacken' und 'verkrustet'. Dabei ist der Glaube so bereichernd – wir sollten den Mut haben, das anderen auch zu zeigen. Glaube kann cool sein". Das Stichwort "Mission", verstanden als Dialog mit denen, die der Kirche nicht so nahe stehen, ist für ihn ein wichtiger Aspekt der Jugendarbeit.

Kein Vergleich mit Mehr-Konferenz

Schaut man auf das Programm und die Aufmachung der Credo Convention, dann drängt sich die Assoziation mit einer anderen, schon etablierten Veranstaltung auf: Die Mehr-Konferenz des Gebetshauses Augsburg, die unter der Leitung des Gebetshaus-Chefs Johannes Hartl zuletzt 11.000 Besucher hatte. Zwar ist die Credo Convention deutlich kürzer und viel kleiner: Gemeinsam haben beide Veranstaltungen aber das Alter ihrer Zielgruppe, die Konzeption als Wochenendveranstaltung, die inhaltlichen Schwerpunkte auf Lobpreis und christlicher Popmusik sowie die Key-Notes starker Persönlichkeiten. Trotzdem will Schröder seine Veranstaltung mit der Mehr-Konferenz nur sehr ungern verglichen wissen. Er selbst kenne die "Mehr" nur aus Erzählungen und Presseberichten, nehme sie aber als sehr stark charismatisch geprägt wahr, sagt er zur Begründung. Auch wenn es sich in beiden Fällen um neuartige Formate handele, so seien sich doch vollkommen unabhängig voneinander entstanden und daher nur begrenzt vergleichbar.

„Das Format ist sicherlich für solche gedacht, die etwas mehr Glauben wollen.“

—  Zitat: Stephan Schröder

Was sich jedenfalls deutlich unterscheidet, ist der Titel beider Wochenenden. Auf den Namen "Credo" sind Schröder und sein Team nicht nur wegen des Glaubensbekenntnisses gekommen. "Wenn jemand sagt, das ist mein Credo, dann geht es auch um die Grundeinstellung zum Leben. Und wir wollen Menschen zusammenbringen, die die Grundeinstellung haben, dass es möglich ist, den Glauben in einem konstruktiven und positiven Sinn weiterzutragen", so der Diözesanjugendpfarrer. Und vielleicht sagen einige Teilnehmer ja sogar hinterher, dass es ein richtig cooles Wochenende war.

Von Gabriele Höfling