Gudrun Sailer über den Eucharistie-Brief

Diskretion wäre schön gewesen

Veröffentlicht am 06.06.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Gudrun Sailer über den Eucharistie-Brief

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Schon wieder ein Brief im deutschen Kommunionstreit, der nicht öffentlich hätte werden sollen, es aber trotzdem wurde. Über das Schreiben, das der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, an Kardinal Marx schickte, kann man sich in der Tat wundern, wie es auch der Adressat getan hat. Erstaunlich ist aber weniger der Inhalt als die unglückliche Kommunikation desselben.

Ich teile nicht die gestern an dieser Stelle von Kilian Martin geäußerte Einschätzung, Franziskus habe hier eine rasche Entscheidung getroffen. Aus dem Brief scheint mir klar der Wunsch des Papstes hervorzugehen, in der heiklen Frage der Kommunion an nichtkatholische Ehepartner die Pausetaste zu drücken. Nicht notwendigerweise die Stopptaste. Dazu hätte es andere Mittel gegeben. Die Handreichung, die die Bischöfe mit Zweidrittelmehrheit gebilligt hatten, sei aus Sicht von Papst Franziskus "noch nicht reif zur Veröffentlichung", schrieb Ladaria an Marx. Das sahen die Bischöfe vielleicht sogar ähnlich, aus gutem Grund ist das Papier ja in der Tat noch nicht publik.

Sicherlich gehen die vom Vatikan geäußerten kritischen Anfragen an das Papier über das hinaus, was sich die Bischofskonferenz abzüglich der sieben "Abtrünnigen" unter Kardinal Rainer Maria Woelki erhofft hätte. Der Papst will eine Verlangsamung. Das Thema betrifft den Glauben, es braucht solide Vertiefung und Rückbindung an die Weltkirche, wenn es nicht einen "deutschen Sonderweg" eröffnen will. Ist dieser Einwand ungewöhnlich? Ist er falsch? Nein.

Klar ist aber auch, der unerwartete Brief aus Rom lässt die Deutsche Bischofskonferenz dumm da stehen. So, wie das lief, kann man ihn als kalte Dusche interpretieren, wie viele es hüben und drüben getan haben, einige mit Häme, andere mit Wut. Erst hieß es aus Rom, versucht euch untereinander zu verständigen. Wenig später, zur Verständigung war keine Zeit, erfolgte dieser römische Eingriff, gedämpft, aber doch. Und hier komme ich zurück auf die Art der Kommunikation.

Wäre es nicht klüger gewesen, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz zum Gespräch in den Vatikan zu laden und den Wunsch des Papstes nach Vertiefung mündlich mitzuteilen? War es nicht vorhersehbar, dass ein solcher Brief irgendwie den Weg in die interessierte Öffentlichkeit finden würde? Und hilft das der Einheit? Ich bezweifle das.

Von Gudrun Sailer

Die Autorin

Gudrun Sailer ist Redakteurin bei "Vatican News".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.