Christof Haverkamp zur Entwicklung im Kommunionstreit

Franziskus sollte bald klären

Veröffentlicht am 07.06.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Christof Haverkamp zur Entwicklung im Kommunionstreit

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Hat der Papst mit dem Brief aus Rom zum Kommunion-Empfang für nichtkatholische Ehepartner die Kirche vor einer Krise bewahrt? Nein, was Kilian Martin hier behauptet hat, stimmt gerade nicht. Im Gegenteil: Jetzt ist die Krise da, und die Wogen schlagen hoch. Triumphierende Schlagzeilen wie "Niederlage für Marx", die gelegentlich zu lesen sind, helfen niemandem.

Der aktuelle Zustand ist unbefriedigend, auch weil sich wichtige Fragen stellen, die auf eine Antwort warten. Daher sollte Franziskus möglichst bald klärende Worte sagen. Das würde ungute Spekulationen verhindern, was der Papst nun wie gemeint haben könnte, und auch, wie er die Rolle der nationalen Bischofskonferenzen sieht.

Es lohnt sich, daran zu erinnern, was bisher im Eucharistie-Streit passiert ist. Die Deutsche Bischofskonferenz hat im Frühjahr eine Handreichung zum Kommunionempfang beschlossen, der immerhin drei Viertel der Bischöfe zugestimmt haben. Sieben Bischöfe waren dagegen und haben sich daraufhin an den Papst gewandt - und aus dem Vatikan hieß es, die deutschen Bischöfe mögen sich einigen.

Dass Rom nun auf einmal die Entscheidung an sich zieht, wirkt auf Außenstehende wie ein Zickzack-Kurs, der verwundert und verärgert. Die deutliche Kritik des katholischen Ökumene-Bischofs Gerhard Feige aus Magdeburg ist nachvollziehbar.

Und was soll ein konfessionsverbindendes Ehepaar denken? Mechthild Heil, Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, betont zu Recht, die pastorale Praxis habe die Diskussion des Lehramtes längst eingeholt.

Zwar sollte nicht allein die Praxis die Norm setzen - aber unwichtig kann das, was in vielen katholischen Gottesdiensten seit Jahren im Land der Reformation geschieht, auch nicht sein. Beides hat Gewicht: Die Wirklichkeit ebenso wie theologische Überlegungen. Zu vermitteln, eine Lösung zu finden, mit der alle leben können – das ist gefragt. Sonst erweckt die katholische Kirche wieder den unguten Eindruck, sie sei vorrangig mit sich selbst beschäftigt.

Von Christof Haverkamp

Der Autor

Christof Haverkamp ist Chefredakteur der Bistumszeitung "Kirche+Leben" in Münster.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.