Erzbistum prüft Bonner Finanzskandal seit zwei Jahren
Das Erzbistum Köln ist dem millionenschweren Finanzskandal in der Bonner Münsterpfarrei schon seit mehr als zwei Jahren auf der Spur. Mit der Prüfung der Jahresabschlüsse 2009 bis 2013 sei schon im Dezember 2015 begonnen worden, teilte die Erzdiözese am Freitag auf Anfrage mit. Wegen erheblicher und von der örtlichen Rendantur (Finanzverwaltung) zu verantwortender Mängel sei die Prüfung aber zunächst unterbrochen worden, auch um den zwischenzeitlich fertiggestellten Jahresabschluss 2014 einzubeziehen. Daher sei die weitere Prüfung dann von April bis Dezember 2016 erfolgt. Nachfolgend hätten mit den Verantwortlichen vor Ort Gespräche über die Ergebnisse stattgefunden, die sich bis Anfang 2018 hingezogen hätten.
Initiative wendet sich gegen "erzwungenen Rücktritt"
Laut Erzbistum Köln wurden zwischen 2009 und 2014 rund zwei Millionen Euro aus dem Substanzvermögen der Pfarrei unzulässig verwendet, um Löcher im Etat der Pfarrei zu stopfen. Dafür übernahm der langjährige Bonner Stadtdechant Wilfried Schumacher die Verantwortung und trat am 11. Mai von seinen Ämtern zurück. Eine Initiative um den früheren Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und Ex-Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) wendet sich gegen den aus ihrer Sicht "erzwungenen Amtsverzicht", der "innerhalb von 22 Stunden" erfolgt sei, und wirft die Frage auf, ob der Kölner Erzbischof die Versäumnisse aus den Jahren 2009 bis 2014 nicht hätte früher erkennen müssen.
Der für die interne Revision zuständige Vermögensrat prüft laut Erzbistum in einem Fünf-Jahres-Rhythmus die Jahresabschlüsse der rund 800 Kirchengemeinden. Diese Taktung sei bisher stets ausreichend gewesen. Die in der Verantwortung von Schumacher arbeitende Rendantur in Bonn habe das Erzbistum auch nicht zu einer früheren Prüfung der Kirchengemeinde aufgefordert. Im Gegenteil habe der Stadtdechant sogar beantragt, die von der Revision schon für Oktober 2015 angekündigte Prüfung über die Jahresabschlüsse 2009 bis 2013 wegen des Stadtpatronenfests und der anstehenden Herbstferien zu verschieben.
Das Erzbistum Köln betont auf seiner Homepage, dass Schumacher seit Monaten von den Feststellungen der internen Revision wisse. Die Ergebnisse des bistumseigenen Controllings seien dann von Mitte Februar bis Mitte April 2018 durch externe Wirtschaftsprüfer überprüft und bestätigt worden. Persönliche Bereicherung wird weder Schumacher noch dem Rendanten unterstellt. (KNA)