Christoph Strack über die Friedensverantwortung der Religionen

Mit allen reden - und dann handeln

Veröffentlicht am 19.06.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Christoph Strack über die Friedensverantwortung der Religionen

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Buddhisten und Hindus, Shintoisten, Daoisten und Zoroastrier: Bis Mittwoch tagt im Auswärtigen Amt in Berlin eine Konferenz "Friedensverantwortung der Religionen". Es ist ein recht besonderes Projekt, dass Diplomaten bewusst religiöse Repräsentanten und Religionen einbeziehen wollen. 2017 startete es mit Vertretern der drei monotheistischen Religionen. Nun, 2018, gibt es einen regionalen Schwerpunkt: Asien. So sind neben einigen wenigen Christen, Muslimen und Juden auch Vertreter ins Deutsche Außenministerium gekommen, die man in Deutschland kaum kennt.

Zu den Religionen in Asien gehören zum Beispiel Hindu-Nationalisten in Indien, die an Militanz zulegen, radikale buddhistische Mönche in Myanmar und extremistische Muslime in Pakistan, die unter vermeintlichen Blasphemie-Vorwürfen gegen Christen vorgehen oder verhasste Blogger buchstäblich zerhacken. In dieser dicht besiedelten Region gab es zuletzt so viele Besorgnis erregende Nachrichten aus dem Bereich der Religion – oder missbrauchten Religion. Umso richtiger, sich kennenzulernen, Dialog zu (ver)suchen, das Gemeinsame und den Respekt zu betonen und damit vielleicht Einfluss auf die Gesellschaften zu nehmen.

Der Titel des Projekts klingt zunächst mal sachlich feststellend. Ja, Religionen haben Friedensverantwortung. Er kenne, sagte der damalige Außenminister Sigmar Gabriel 2017 als Gastgeber, "keine Religionsgemeinschaft, die in ihren geschriebenen oder überlieferten Ideen sich nicht genau das zum Ziel macht, nämlich Frieden zwischen Menschen und vor allen Dingen mit Gott zu schaffen". Aber der Titel klingt nach mehr: Religionen haben Friedensverantwortung – nehmt sie verdammt noch mal auch wahr! Das ist Mahnung, Aufforderung, Verpflichtung.

Noch ist das Projekt in der Aufbauphase. Aber es scheint mit langem Atem geplant. Deutschland gibt mit seiner leidvollen Geschichte des 30-jährigen Krieges und der Verständigung im westfälischen Frieden ein Beispiel für das Erlernen von religiösem Miteinander. Vielleicht, ja hoffentlich wird auch Papst Franziskus bei seinem anstehenden Besuch beim Weltkirchenrat in Genf auf diese Verpflichtung wahrnehmen.

Von Christoph Strack

Der Autor

Christoph Strack ist stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios der Deutschen Welle.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.