Vorwürfe gegen US-Kardinal Theodore McCarrick

Missbrauchsverdacht: Papst suspendiert Kardinal

Veröffentlicht am 20.06.2018 um 16:35 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Bonn ‐ Als einfacher Priester in New York soll Kardinal Theodore McCarrick Kindesmissbrauch begangenen haben. Das Erzbistum hält die Vorwürfe für glaubwürdig. Nun reagiert Papst Franziskus.

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Kardinal Theodore McCarrick darf nicht mehr öffentlich als Priester wirken. Papst Franziskus habe den 87-Jährigen nach Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger suspendiert, wie aus einer Mitteilung des Erzbistums New York hervorgeht. McCarrick war von 2001 bis 2005 Erzbischof in der US-Hauptstadt Washington. Die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe reichen bis in seine Zeit als Diözesanpriester in seiner Heimatstadt New York zurück.

Kardinal Dolan sollte Vorwürfe untersuchen

Die Vorwürfe wegen sexuellen Kindesmissbrauchs seien dem Erzbistum New York bereits vor einiger Zeit bekannt geworden, hieß es in der Mitteilung. Anschließend habe das Erzbistum umgehend die zuständige Staatsanwaltschaft informiert. Der Fall sei ebenfalls umgehend dem Heiligen Stuhl gemeldet worden, der in kirchenrechtlichen Fragen die alleinige Zuständigkeit für Kardinäle besitzt. Kardinal Timothy Dolan, der Erzbischof von New York, sei schließlich mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragt worden, da der Vorfall sich in seinem Zuständigkeitsbereich zugetragen haben soll.

Genauere Angaben zur Tat machte die Erzdiözese unter Verweis auf den Opferschutz nicht. Der Vorfall soll sich laut verschiedenen Quellen jedoch Anfang der 1970er Jahre zugetragen haben. 1977 wurde McCarrick zum Weihbischof in New York ernannt. 1981 wechselte er als Bischof nach Metuchen, 1986 wurde er Erzbischof von Newark, bevor er schließlich im Jahr 2001 nach Washington kam.

Themenseite: Missbrauch

Der Missbrauchsskandal erschütterte die katholische Kirche in ihren Grundfesten. Seit 2010 die ersten Fälle bekannt wurden, bemüht sich die Kirche um Aufarbeitung der Geschehnisse. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Etappen.

Während McCarrick in einer persönlichen Mitteilung seine Unschuld beteuerte, erklärte er am Mittwoch, die Untersuchung der Vorwürfe selbst unterstützt zu haben. "Obwohl ich schockiert war von dem Bericht und an meiner Unschuld festhalte, hielt ich es für entscheidend, dass die Anschuldigungen an die Polizei weitergegeben, von einer unabhängigen Stelle gründlich untersucht und dem Untersuchungsausschuss des Erzbistums New York vorgelegt werden." In seiner Mitteilung erklärte auch Dolan, dass McCarrick vollständig kooperiert habe.

Die zuständige Kommission in New York habe die Vorwürfe schließlich für "glaubwürdig und begründet" befunden. Daraufhin habe Papst Franziskus nun entschieden, dass McCarrick sich bis zu einer endgültigen Entscheidung jeglicher öffentlicher Auftritte zu enthalten habe, hieß es vom Erzbistum Washington. Dieses verwies zugleich auf den noch nicht abgeschlossenen kirchenrechtlichen Prozess. Strafsachen gegen Kardinäle fallen laut Kirchenrecht in die alleinige Zuständigkeit des Papstes.

McCarrick: Kann mich nicht an Missbrauch erinnern

"Gehorsam akzeptiere ich die Entscheidung des Heiligen Stuhls", erklärte McCarrick nun. Er bedaure den Schmerz der betroffenen Person und den Skandal, den der Vorwurf hervorrufe; "obwohl ich absolut keine Erinnerung an den berichteten Missbrauch habe und an meine Unschuld glaube", so der Kardinal.

Am Mittwoch meldeten sich auch die Erzdiözese Newark und die Diözese Metuchen im Fall McCarrick zu Wort. Beide Bistümer beteuerten, nie einen Hinweis auf sexuellen Kindesmissbrauch durch McCarrick in ihrem Bereich erhalten zu haben. Bereits vor Jahrzehnten habe es jedoch drei Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens mit Erwachsenen gegen den Bischof gegeben. Zwei der Fälle hätten in Vergleichen resultiert.

Von Kilian Martin