Schwester von Bischof Joseph Li Mingshu erhielt keine offizielle Todesbenachrichtigung

China: Staat wollte Bischof heimlich beerdigen

Veröffentlicht am 21.06.2018 um 14:04 Uhr – Lesedauer: 
China

Qingdao ‐ Keine Fotos und wenig Gäste: Die Beerdigung des chinesischen Bischofs Joseph Li Mingshu unterlag der Geheimhaltung. Selbst die Familie sollte ausgeschlossen werden. Die Gründe dafür sind unklar.

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Nicht einmal die eigene Schwester wusste Bescheid: Die chinesische Regierung hatte für Geheimhaltung der Beerdigung von Bischof Joseph Li Mingshu gesorgt. Bei der Totenmesse seien Fotografen ebenso wie Meldungen über die Feier verboten gewesen, wie der katholische Pressedienst Ucanews berichtete. Außerdem sei die Anzahl der Trauergäste im Vorfeld beschränkt worden. Demnach waren nur 600 Trauergäste vor Ort, davon 200 außerhalb der Kirche, so eine anonyme Quelle.

Selbst die 92-jährige Schwester musste kurzfristig zur Beerdigung anreisen, nachdem sie erst von anderen Katholiken vom Tod erfahren haben soll. Eine offizielle Todesbenachrichtigung habe sie nicht bekommen. "Bischof Li wurde vor seinem Tod beauftragt, einen Nachfolger auszuwählen. Aber das hat er nicht getan", sagte die Quelle. Unklar sei jedoch, ob dies der Grund für die strengen Beschränkungen gewesen sei.

Bischof Joseph Li Mingshu starb im Alter von 93 Jahren

Bischof Joseph Li Mingshu von Qingdao war am 15. Juni 2018 im Alter von 93 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Die Beerdigung fand drei Tage später in der St. Michaels Kathedrale in Qingdao statt. Li war über 30 Jahre lang Pastor in den Diözesen Shangdong und Qingdao und wurde im Jahr 2000 zum Bischof von Qingdao ernannt. Bis 2005 war er stellvertretender Dekan des Nationalen Seminars der Katholischen Kirche in China.

Geschätzt rund 13 Millionen von etwa 1,3 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China sind Katholiken; die Behörden verzeichnen lediglich 6 Millionen. Eine große Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Papst.

Welcher Gruppe der Bischof angehörte, ist nicht eindeutig feststellbar. Einerseits betonte Li Mingshu, man müsse die Beziehungen zur Weltkirche unterstützen. Andererseits behaupten ihm nahestendende Personen, dass er jedem dazu riet, "der Patriotischen Vereinigung" zu gehorchen. (evb)