Firmung mal anders: In der Schule
Die Schulglocke läutet die große Pause ein. Zwischen der Essensausgabetheke und Betonpfeilern in der Eingangshalle tummeln sich nun Schülerinnen und Schüler. Über ihnen an der Decke baumeln goldene Holzsterne. Derzeit lernen die Gymnasiasten des Theresianums in Mainz in einem Ausweichquartier. Das ehemalige Schulungszentrum des Computerkonzerns IBM in Mainz-Weisenau dient während der Sanierung des Schulgebäudes als Unterkunft.
Firmung dort, wo Jugendliche leben
In dieser Eingangshalle feierten vor wenigen Tagen 35 Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10 ihre Firmung. "Zwischen Salattheke und Schulraum", erzählt Schulpfarrer Michael Tomaszewski. "Wir wollten, dass die Firmung dort stattfindet, wo die Schülerinnen und Schüler sonst auch leben und zeigen damit, dass die Schule auch ein Kirchort neben der Gemeinde sein kann." Statt einer Pfarrkirche wurde die Einganghalle des ehemaligen Schulungszentrums festlich geschmückt und mit Licht angestrahlt.
Die Idee, die Firmung in seiner Schule zu feiern, hatte der 15-jährige Jonathan mit seiner Mutter Ute Klewitz. "Wir sind erst vor drei Jahren nach Klein-Winterheim gezogen. Ich habe noch nicht so viel Kontakt im Ort und wollte mit meinen Freunden aus der Klasse gefirmt werden", erzählt Jonathan.
Ute Klewitz, die Pastoralreferentin und Mentorin für Theologiestudierende auf Lehramt an der Mainzer Universität ist, sprach daraufhin Schulpfarrer Michael Tomaszewski an, schrieb Rundmails an die Eltern, und prompt meldeten sich 36 Interessierte zum Firmkurs an. "Wir hatten mit zehn bis 15 Anmeldungen gerechnet", sagt Klewitz. Tomaszewski ergänzt: "Sogar ein evangelischer Schüler hat beim Kurs mitgemacht und wird konfirmiert."
Aber nicht nur der Ort der Firmung war außergewöhnlich. Statt wöchentlichem Firmunterricht gab es für die Schülerinnen und Schüler des Theresianums einen Intensivkurs. Für fünf Tage ging es über Christi Himmelfahrt in das Selbstversorgerhaus des Klosters Jakobsberg bei Ockenheim. Michael Tomaszewski, Ute Klewitz sowie ein Student und eine Oberstufenschülerin begleiteten die Acht- bis Zehntklässler. "Am Theresianum haben die Schülerinnen und Schüler guten Religionsunterricht. Darum ging es bei der Firmfahrt nicht um reine Wissensvermittlung, sondern darum, dass die jungen Menschen Glauben erfahren", sagt der Schulpfarrer. Die Gruppe betete gemeinsam, feierte Gottesdienste, las in der Bibel und verbrachte immer wieder Zeiten in Stille.
"Wir hatten unser Handy nur eine Stunde am Tag und wurden so von außen nicht gestört", erzählt Jonathan Klewitz. Merle Schmidt aus Bodenheim erinnert sich vor allem an die Gruppenspiele und daran, dass sie in Ruhe über ihr Leben nachdenken konnte. Auch die 14-jährige Emma Kistenpfennig aus Mainz fand die Firmfahrt toll: "Das war einfach praktischer für mich als die Firmstunden unter der Woche. Da habe ich keine Zeit, weil ich viel Sport mache."
Schulchor und Süßigkeiten
Der Firmgottesdienst in der Eingangshalle ihrer Schule bleibt den drei frisch Gefirmten in Erinnerung. "Es war viel schöner als gedacht", erzählt Emma. "Mir hat der Chor aus Schülern und Lehrern des Theresianums besonders gut gefallen", sagt Merle. Und Jonathan freut sich über die lockere Art seines Firmspenders Domkapitular Jürgen Nabbefeld und die mitgebrachten Süßigkeiten.
Die Rückmeldungen der Firmlinge, Eltern und Mitfeiernden waren sehr gut, berichtet Tomaszewski. "Für nächstes Jahr gibt es bereits Anfragen."
Hinweis: Der Artikel ist zuerst erschienen in der Kirchenzeitung des Bistums Mainz "Glaube und Leben", Ausgabe 25 vom 24. Juni 2018