Untersuchung durch US-Diözese bestätigt Vorwürfe

Bistum sagt: Bischof hat Jungen missbraucht

Veröffentlicht am 04.07.2018 um 12:25 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN
Missbrauch

Wyoming ‐ Er soll zwei Jungen mehrfach sexuell missbraucht haben: US-Bischof Joseph Hart wies diese Vorwürfe gegen sich stets zurück. Doch seine eigene Diözese glaubte ihm nicht – und ermittelte selbst.

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Laut einer Untersuchung durch das US-Bistum Cheyenne haben sich Missbrauchsvorwürfe gegen den emeritierten Bischof Joseph Hart bestätigt. Das teilte die Diözese zum Abschluss ihrer Ermittlungen am Montag mit. Hart wird vorgeworfen, im Jahr 1976 zwei Jungen sexuell missbraucht zu haben. Nachdem die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung aus Mangel an Beweisen eingestellt hatte, ordnete der jetzige Bischof von Cheyenne, Steven Biegler, eigene Ermittlungen an. Hart hatte Vorwürfe des Missbrauchs Minderjähriger stets zurückgewiesen und seine Unschuld beteuert.

Die Diözese stelle die Schlussfolgerung der Staatsanwaltschaft auf Grundlage der kürzlich abgeschlossenen, umfassenden Untersuchung in Frage, teilte das Bistum jetzt mit. Biegler hatte demnach im Dezember 2017 einen externen Ermittler beauftragt, der "substanzielle neue Beweise" erhielt und die Untersuchung der Staatsanwaltschaft als fehlerhaft bezeichnete. Der Ermittler sei gemeinsam mit dem Prüfungsausschuss der Diözese zu dem Schluss gekommen, dass Hart die Jungen tatsächlich sexuell missbraucht habe. Die Informationen wurden nach Bistumsangaben an die Polizei weitergegeben, die eine Untersuchung eingeleitet hat. Hart wurde zudem untersagt, öffentliche Gottesdienste zu feiern.

Missbrauch bei Beichte

Bereits Ende der 1980er-Jahre hatte es Anschuldigungen gegen Hart gegeben, er habe sich als Priester an Jungen vergangen. Im Jahr 2002 beschuldigte dann ein Mann aus Wyoming den Bischof, ihn als Kind sexuell missbraucht zu haben. Der Missbrauch habe sowohl während der Beichte als auch bei Ausflügen stattgefunden. Hart sei zu diesem Zeitpunkt bereits Bischof gewesen. Später warf ein zweiter Mann dem Bischof vor, ihn missbraucht zu haben. Der örtliche Bezirksstaatsanwalt kam damals zu dem Ergebnis, dass es keine hinreichenden Beweise für die Vorwürfe gebe.

"Wenn es jemals Anzeichen für einen Missbrauch gibt, wird dieser den Zivilbehörden gemeldet und gründlich untersucht, auch wenn die Vorwürfe einen Bischof betreffen ", sagte Biegler bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse. Er hoffe, dass die Untersuchung auch bei der Glaubenskongregation zur Erkenntnis führen würde, "dass diese Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs gegen Bischof Hart glaubwürdig sind und disziplinarische Maßnahmen erfordern". Vorwürfe sexueller Gewalt durch Kleriker werden von vatikanischer Seite durch die Kongregation für die Glaubenslehre behandelt.

Joseph Hubert Hart wurde 1956 zum Priester der Diözese Kansas City-Saint Joseph in Missouri geweiht, wo er bis zu seiner Ernennung zum Weihbischof in Bistum Cheyenne 1976 diente. Zwei Jahre später übernahm er die Leitung der Diözese, wo er bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2001 tätig war. (tmg)