Diözese legt erstmals Bilanz nach kaufmännischer Buchführung vor

Bistum Münster: Bilanzsumme von zwei Milliarden Euro

Veröffentlicht am 04.07.2018 um 17:20 Uhr – Lesedauer: 
Finanzen

Münster  ‐ Das Bistums Münster hat erstmals seine Bilanz nach kaufmännischer Buchführung vorgelegt. Das Ergebnis: Nur drei deutsche Bistümer haben ein größeres Vermögen. Doch der "Reichtum" relativiere sich, heißt es.

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Die Diözese Münster hat erstmals eine Bilanz für das Bistum nach kaufmännischer Buchführung vorgelegt. Die am Mittwoch in Münster vor Journalisten vorgestellte Eröffnungsbilanz weist ein Bilanzsumme von rund 2,05 Milliarden Euro aus. Die Summe setzt sich im wesentlichen aus Sachanlagen wie Immobilien und Grundstücken samt Ausstattung im Wert von etwa 743 Millionen Euro sowie aus Finanzanlagen in Höhe von rund 1,21 Milliarden Euro zusammen, wie Finanzdirektor Ulrich Hörsting erläuterte. Dem stehen auf der Passiv-Seite ein Eigenkapital von 1,35 Milliarden Euro sowie Rückstellungen insbesondere für Pensionsansprüche von Mitarbeitern in Höhe von etwa 650 Millionen Euro entgegen.

Das Bistum habe sich bei der Umstellung von der Kameralistik auf die kaufmännische Buchführung für das sogenannte Neue kommunale Finanzmanagement (NKF) entschieden, erläuterte Generalvikar Norbert Köster. Das erfülle nicht nur alle Vorgaben nach dem Handelsgesetzbuch (HGB), sondern gehe sogar über diese hinaus. So lasse das NKF etwa keinen "Gestaltungsspielraum" zum Beispiel für die Verbuchung von Stiftungsvermögen. Damit entspreche man dem schon auf den früheren Bischof Reinhard Lettmann (1933-2013) zurückgehenden Wunsch nach vollständiger Transparenz.

Nur drei Erzbistümer weisen eine höhere Bilanzsumme aus

Mit 2,05 Milliarden Euro Vermögen liegt Münster im Vergleich mit anderen deutschen Diözesen auf Rang 4. Nur die Erzbistümer Paderborn, München und Freising sowie Köln hatten in ihren jüngsten Bilanzen mit 4 Milliarden, 3,6 Milliarden beziehungsweise 3,4 Milliarden Euro mehr ausgewiesen. Kleine Bistümer wie Dresden/Meißen liegen bei 450 Millionen Euro.

Bild: ©KNA

Norbert Köster ist seit 1. Juli 2016 Generalvikar im Bistum Münster.

Der "Reichtum" des Bistums relativiere sich, wenn man unter anderem hohe Pensionsrückstellungen betrachte, sagte Köster. Ebenso müsse man die Rücklagen der Diözese im Zusammenhang mit dem zu erwartenden Rückgang der Kirchensteuermittel in der Zukunft sehen. Wegen des demografischen Wandels werde sich die Zahl von derzeit 1,6 Millionen Katholiken im Bistum in den kommenden 20 Jahren um rund 30 Prozent verringern, was auf die Einnahmen durchschlagen werde.

Zudem verwies der Generalvikar darauf, dass es sich bei rund einer Milliarde Euro des Vermögens um "durchlaufende Kosten" handele, darunter die Gehälter, die der Staat für die Lehrer der 32 katholischen Schule zahle. Daneben verschlängen die 733 Kirchengebäude und jeweils fast ebenso viele Pfarrhäuser, Kindergärten und Jugendeinrichtungen hohe Summen des Eigenkapitals.

Auch Offizialat Vechta stellt Finanzbericht vor

Hörsting trat auch der Kritik entgegen, mit dem Einsatz des NKF keine Vergleichbarkeit mit anderen Bistümern herzustellen, die nach HGB bilanzieren. Die Vergleichbarkeit sei im System gegeben. Häufig nicht vergleichbar seien die Angaben trotzdem, da jedes Bistum zum Beispiel über den Wertansatz von Gebäuden selbst entscheide, so der Finanzdirektor.

Der Finanzbericht des Bistums Münster weist nur die Bilanz für den nordrhein-westfälischen Teil der Diözese aus und ist somit deutschlandweit eine Besonderheit. Der niedersächsische Teil wird vom Bischöflichen Münsterschen Offizialat mit Sitz in Vechta verwaltet. Auch dort wurde am Mittwoch der Finanzbericht vorgestellt. Demnach weist das Offizialat Vechta eine Bilanzsumme von 255 Millionen Euro aus. Der aktuelle Haushalt beläuft sich auf 90 Millionen Euro. Das Vermögen des Offizialates steckt laut zum großen Teil in Immobilien, Finanzanlagen und Bankguthaben. An den Immobilien mit 94 Millionen Euro Gesamtwert haben die kirchlichen Schulen mit 54,5 Millionen Euro den größten Anteil. (bod/KNA)