Arbeitet "Pepper" bald in der Altenpflege?
121 Zentimeter groß, 28 Kilo leicht, große Augen und eine Sensation: "Pepper". Wie die dem Menschen nachempfundene Maschine dasteht, könnte man sie beinahe für lebendig halten: "Pepper" blinzelt mit seinen digitalen Augen, bewegt immer wieder mal den Kopf, die Arme und auch den Oberkörper, fast, als brauche er Sauerstoff und nicht Strom. Doch "Pepper" ist ein Roboter. Am Montag schulten die Caritas im Erzbistum Köln, die Uni Siegen und die Fachhochschule Kiel Pflegeschüler über den Roboter "Pepper". Gemeinsam forschen die Caritas und die Hochschulen im Wissenschaftsjahrs 2018 zum Thema Roboter in der Altenpflege. Die Gesellschaft werde immer älter, so die Caritas, an Pflegekräften aber fehle es. Roboter könnten eine mögliche Lösung sein. In Japan ist der humanoide Roboter bereits seit 2015 auf dem Markt. Er wird in Pflegeheimen eingesetzt, aber auch zuhause bei Privatfamilien. In Deutschland könnte der kleine Roboter künftig in Heimen und Krankenhäusern anzutreffen sein. Dort soll er die Pflegekräfte unterstützen.
Der Roboter soll keine Pflegekraft ersetzen
Doch solle der Roboter keinen Menschen ersetzen, so Heidemarie Kelleter vom Bereich Gesundheits-, Alten- und Behindertenhilfe beim Caritasverband. "Ich will nicht, dass Pflegekräfte wegrationalisiert werden; das geht gar nicht", sagt sie. So hat "Pepper" zwar Hände, kann aber keine menschliche Berührungen ersetzen. Auch darum führte die Caritas die Tagung mit Pflegeschülern durch. Auf diese Weise könnten sie erleben, dass der Roboter ihren beruflichen Alltag erleichtern und sie unterstützen könne, erläutert Kelleter. Ersetzen kann er sie dagegen nicht. "Pepper" kann durchaus sehen, hören und Menschen wiedererkennen. Auch die Gestik und Mimik seines Gegenübers lernt der Roboter zu erkennen - und entsprechend zu reagieren. Es gibt auch die Möglichkeit, Daten in ihm einzuspeichern, beispielsweise zur Krankenvorgeschichte der Bewohner oder wann sie ihre Medikamente nehmen müssen.
In einem Caritas-Pflegeheim im Siegener Raum, das bereits einen Pepper-Roboter besitzt, seien freilich die meisten dieser Funktionen deaktiviert, erläutert Kelleter. Zu groß sei die Sorge um die Datensicherheit der Bewohner. "Man muss wissen, wo die Grenzen sind." Rainer Wieching, der den Roboter an der Universität Siegen programmiert, erklärt, im Augenblick sei "Pepper" leicht zu hacken. Der Hersteller arbeite aber an mehr Sicherheit. Wieching programmiert "Pepper" entsprechend den Bedürfnissen eines Pflegeheims. Dafür steht er seit längerem im Austausch mit der Caritas.
Senioren haben keine Berührungsängste
Solange die Datenschutzbedenken bestehen, nutzt die Caritas den Roboter hauptsächlich für die Unterhaltung im Pflegeheim. Er kann mit den Senioren Gedächtnisübungen und Tai-Chi machen, ihnen aus der Bibel vorlesen oder Lieder vorspielen, die sie noch aus ihrer Kindheit kennen. "Wann wird's mal wieder richtig Sommer?", spielt "Pepper" etwa vor. Besonders bei Demenzkranken sei das eine gute Einsatzmethode. Berührungsängste kennten die Senioren nicht, berichtet Kelleter. Immerhin sei "Pepper" absichtlich so niedlich konstruiert; so gebe es weniger Hemmungen. Und harmlos wirkt der Roboter trotz der vielen Technik im Inneren allemal. Streicht man ihm über den Kopf, kichert er und sagt: "Ich bin so kitzelig!"