Muslime fordern Rücktritt von Bierhoff und Grindel
Der Zentralrat der Muslime fordert den Rücktritt von DFB-Präsident Reinhard Grindel und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Anlass sei der Umgang hochrangiger Vertreter des Deutschen Fußballbunds mit Nationalspieler Mesut Özil, erklärte Zentralratsvorsitzender Aiman Mazyek gegenüber dem US-Sportsender ESPN. Nach dem historischen schlechten Abschneiden der Nationalmannschaft bei der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft hatte Bierhoff angedeutet, dass man auf eine Teilnahme Özils hätte verzichten sollen. DFB-Präsident Grindel forderte vom Nationalspieler, sich nach der Rückkehr aus dem Urlaub öffentlich zu erklären.
"Jemandem ein Bein zu stellen, wird im Sport mit einer Roten Karte bestraft", sagte Mazyek nun über die Kritik am Nationalspieler. "Bierhoff und Grindel müssen zurücktreten, wenn sie in ihrer langen Karriere nicht gelernt haben, dass es nicht heißt: 'Man verliert als Özil' statt 'Man verliert als ein Team'."
Özil und Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan waren für ein Treffen mit dem autoritär regierenden türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kurz vor der Weltmeisterschaft scharf kritisiert worden. Während Gündogan sich bereits kurz nach dem umstrittenen Treffen mit Erdogan zu Wort gemeldet und entschuldigt hatte, hat sich Özil bislang nicht dazu geäußert.
Nationalspieler treffen autoritären Präsidenten in London
Özil und Gündogan sind jeweils in Gelsenkirchen als Kinder türkischer Eltern geboren. Beide besitzen ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft. Gündogan steht derzeit bei Manchester City unter Vertrag, während Özil für den Arsenal FC in London aufläuft. Mitte Mai 2018 hatten sich die beiden in der britischen Hauptstadt mit Erdogan getroffen und ihm jeweils ein Trikot überreicht. Das Gespräch mit dem als autoritärer Führer geltenden Türken hatte beiden massive Kritik eingebracht. Im Nachgang war es unter anderem zu einem Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gekommen, der den beiden anschließend Loyalität zum deutschen Staat attestierte.
Die deutsche Fußballnationalmannschaft war bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Russland erstmals in der Geschichte bereits in der Gruppenphase ausgeschieden. Laut Mazyek profitierten Özils Kritiker nun von einer kritischen Grundstimmung gegenüber Ausländern. "Wenn es derzeit nicht eine starke Voreingenommenheit gäbe, wären die beiden Offiziellen – Grindel und Bierhoff – nach ihren unterwältigenden Aussagen schon lange weg." Mazyek bezog sich damit laut ESPN auf die laufende Debatte um die Integration insbesondere muslimischer Mitbürger. (kim)