ZdK-Präsident beklagt Entfremdungsprozess von der Kirche

Sternberg zu Austritten: Jeder Fall verhängnisvoll

Veröffentlicht am 21.07.2018 um 11:01 Uhr – Lesedauer: 
Sternberg zu Austritten: Jeder Fall verhängnisvoll
Bild: © KNA
Kirche

Berlin/Passau ‐ Nach der Veröffentlichung der Kirchenstatistik für 2017 hat sich ZdK-Präsident Thomas Sternberg zu der hohen Zahl der Kirchenaustritte geäußert – und Gründe für die Abkehr von der Kirche genannt.

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Nach Einschätzung des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, ist die anhaltende Zahl von Kirchenaustritten mit "längeren Entfremdungsprozessen" zu erklären. "Jeder einzelne Fall ist natürlich verhängnisvoll", sagte Sternberg der "Passauer Neuen Presse" (Samstag) nach der Veröffentlichung der kirchlichen Jahresstatistik für 2017. Dennoch sei es nicht ganz so, "dass uns die Mitglieder in Scharen davonlaufen", beschwichtigte er.

Viele Menschen fragten sich, warum sie Kirchensteuer zahlen sollten, wenn sie schon lange nichts mehr mit der Kirche zu tun hätten, so Sternberg weiter. Doch sei die Kirchensteuer nicht der wichtigste Punkt für die Austritte. "Es gibt heute keinen sozialen Druck mehr, Kirchenmitglied zu sein", erklärte der Chef der größten katholischen Laienvertretung in Deutschland.

Sternberg: Diskussion um Kommunionempfang hat "sehr geschadet"

In einem Interview der "Rhein-Neckar-Zeitung" beklagte Sternberg ebenfalls am Samstag negative Folgen des Streits um den Kommunionempfang für evangelische Ehepartner. "Die öffentliche Diskussion darum hat tatsächlich sehr geschadet", so Sternberg. In vielen Gemeinden sei die Frage durch die Praxis längst gelöst. Jede Diözese habe das Recht, selbst zu entscheiden, ob sie die Handreichung der Bischofskonferenz zu dem Thema in Kraft setze oder nicht. "Trotzdem sind wir in der Ökumene entscheidende Schritte vorangekommen, auch durch das Reformationsjahr", betonte der ZdK-Präsident.

Mit Blick auf die anhaltende Migrationsdebatte beklagte Sternberg, dass Medien wie auch Parteien das Thema mitunter so behandelten, "als ginge es um Stahlquoten. Dabei geht es hier um Menschen". Er sei "erschüttert, dass zwar ein ganzes Land um die Rettung von elf Jungen in einer philippinischen Höhle zittert, aber gleichzeitig die Frage von Ertrinkenden im Mittelmeer so wenig Empathie findet". (stz/KNA)